In den Plenardebatten geht es manchmal hoch her. In der Regel werden die Anträge oder Gesetze der Fraktionen im Rahmen vorbereiteter Redebeiträge debattiert, doch kommt es öfters vor, dass mir bei bestimmten Äußerungen der Kragen platzt und ich auf gegen unsere Fraktion gerichtete Angriffe, bewußte Falschinterpretationen oder Diffamierungen spontan reagieren muss. Das geschieht durch Zwischenbemerkungen bzw. Interventionen, die nicht länger als 3 Minuten sein dürfen und auf die der Vorredner die Gelegenheit zur einmaligen Erwiderung hat.
In diesen Momenten findet dann mal eine echte Auseinandersetzung statt, die die Gemüter erhitzt. Dennoch gilt es auch da, parlamentarische Formen einzuhalten. Mir machen diese Interventionen eigentlich immer am meisten Spaß, da sie mir als Parlamentarischen Geschäftsführer die Möglichkeit geben, immer wieder nachdrücklich zum Ausdruck zu bringen, warum wir als AfD in den Parlamenten, zumal in Berlin, so wichtig und nicht mehr wegzudenken sind.
30. Januar 2020
In dieser Kurzintervention in der Debatte zu unserem AfD-Antrag “Demokratienotstand in Berlin beenden — Kriminelle Machenschaften von Linksextremisten und der sogenannten Antifa sofort stoppen” und zum Ersetzungsantrag von CDU und FDP mache ich deutlich, wie sich die CDU windet und verkrampft, wenn es um AfD-Anträge geht, denen sie sachlich und fachlich eigentlich zustimmen müsste, es aber aus von oben vorgegebenen Distanzierungsreflexen nicht darf. Am Ende bleiben die Vertreter dieser heutigen Berliner CDU in ihrer Kritik der AfD nur noch unsachlich polemisch, da sie keine überzeugenden inhaltlichen Argumente mehr haben:
Diese Kurzintervention wurde nötig, da die FDP-Rednerin die Rede von Jeannette Auricht bewußt verzerrt und falsch interpretiert hat. Ich stelle klar, dass die AfD Gewalt an Frauen keineswegs nur auf einen Kulturkreis eingrenzt. Aber beim Thema Gewalt an Frauen das Wort “Islam” überhaupt nicht in den Mund zu nehmen, wie die (in diesem Fall wirklich!) Rednerinnen der anderen 5 Fraktionen, geht gar nicht. Wir haben hier alleine den Mut zur Wahrheit!
Berlin ist kein Experimentierfeld für eine DDR 2.0
In meiner ersten Corona-Rede habe ich die besonderen Bedingungen der Dienstleistungsmetropole Berlin betont. Soforthilfsprogramme sind gut und wichtig, sie können aber nur helfen, aber eben nicht retten. Es geht um den wirtschaftlichen Tod vieler tausender Selbständiger und Beschäftigter. Deshalb sprach ich mich für einen schnellen Einstieg in den Ausstieg aus. Den Senat forderte ich auf, die Krisensituation für ein Umdenken zu nutzen und seine linke ideologische Wirtschaftsfeindlichkeit zu beenden. Dazu zähle ich das wieder abzuschaffende Vergabegesetz, den mehr als kontraproduktiven Mietendeckel, die unsägliche Enteignungsdebatte und das ideologische Reinregieren bei den stadteigenen Landesbetrieben:
Meine Kurzintervention in dieser Debatte wurde erforderlich, weil der Redner der Linken uns in bezug auf das Thema “kritische Infrastruktur” fälschlicherweise unterstellt hatte, die AfD hätte im Rahmen der Merkelschen Eurorettung die finanzielle Austeritätspolitik gegen den Süden unterstützt:
Corona: Risikogruppen schützen statt Shutdown für alle
In dieser Aktuellen Stunde, in der es um die unmittelbaren Folgen des verordneten Shutdowns ging, habe ich für unsere AfD-Fraktion Klartext zur Lage gesprochen: Es muss alles dafür getan werden, dass Gastronomie und Hotellerie wieder genauso wie der Einzelhandel arbeiten können. Statt die Gesamtgesellschaft mit einem Shutdown zu belegen, müssen vielmehr nur die Risikogruppen geschützt werden. “Wir müssen ‘mehr Demokratie wagen’, und eben nicht abbauen, wie es derzeit geschieht”. Nicht nur meiner persönlichen Einschätzung nach war das bisher meine beste Rede:
In dieser Rede habe ich als Flughafenpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion mit dem finanziellen Desaster der überschuldeten Flughafengesellschaft abgerechnet. Ich zitiere mehrere Studien, nach denen die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) ohne Sanierung nicht aus der Verlustzone herauskommen wird. Die Flughafeneröffnung ist ein “Pyrrhussieg”, da der BER mit seinem derzeitigen Businessplan “nie auf eigenen Beinen stehen” kann:
In dieser Plenarrede kämpfe ich mit unserem Antrag “Messe Berlin stärken, InnoTrans 2021 stattfinden lassen und Corona-Krankenhaus abbauen” politisch dafür, daß der Senat den Berlinern wieder eine wirtschaftliche Perspektive eröffnet und das aufgrund von Corona auf Null heruntergefahrene Messewesen wieder hochfährt. Berlin lebt wirtschaftlich zum großen Teil vom Messewesen, das auch den internationalen Tourismus und die Gastronomie wieder beflügelt.
Mein Redebeitrag in dieser ganz den Infektionsschutzverordnungen des Senats zu Corona gewidmeten sonntäglichen Sondersitzung des Abgeordnetenhauses zielt auf die Frage, welche ethischen, sozialen und wirtschaftlichen Kriterien eigentlich der Corona-Politik des Senats zugrunde liegen. Was ist das Richtige? Wer entscheidet das? Uns ging es in unserem Antrag darum, diese Debatte ins Parlament zurückzuholen und in einem dafür eigens einzurichtenden Sonderausschuss zu bündeln:
Flugabfertigung am BER in die Hand der Flughafengesellschaft (FBB)
Die Koalition hat ihren Antrag, “Arbeitsbedingungen verbessern: Flugabfertigung am BER zurück in die Hand der Flughafengesellschaft (FBB)”, zu dem ich bereits in der Sitzung am 20. August gesprochen hatte, erneut ins Plenum gebracht. Vor dem Hintergrund, dass die Pleite der Flughafengesellschaft nunmehr aktuell offen vorliegt, handelt es sich bei diesem Antrag um ein Ausweichmanöver, um die finanziellen Konsequenzen der Pleite nicht thematisieren zu müssen. Darum tun wir als AfD das!
Die Zukunft des Flughafens BER auf breite, leistungsfähige Schultern stellen
Und wieder der BER! Dieses Mal will die FDP mit einem Antrag den Flughafen teilprivatisieren. Ich zeige in der Rede auf, warum dieser Vorschlag völlig zur Unzeit kommt und rechne mit den Klimafanatikern und Fliegereihassern des links-ökologischen Spektrums ab.
Um die Arbeit eines Berliner Abgeordneten einschätzen zu können, kann es hilfreich sein, sich eine erste Orientierung über den Terminkalender zu verschaffen. Darum will ich hier mal tägliche Transparenz schaffen! Da ich als Abgeordneter aber nicht freischwebend, sondern auch Mitglied meiner Partei bin, gehören auch Telefonkonferenzen, sowie Präsenz- und Abendtermine der AfD dazu. Wenn es sich, wie bei mir, noch dazu um ein Bezirks- oder/und Landesvorstandsmitglied handelt, das in Berliner und bundesweiten Gremien sitzt, wird es noch komplizierter, da es dann auch die Wochenenden trifft.
Interaktiv ist dieses Chronogramm, da entsprechende Verlinkungen zu Gremien und Sitzungen (Tagesordnungen und Protokolle!) erfolgen, mit dem die Arbeit im einzelnen auch inhaltlich nachverfolgt werden kann.
Seit 2013 ist mein gelebtes Credo: Nur mit ganzem Einsatz ist der Erfolg der AfD zu erkämpfen. Mein November 2020 für die AfD als Partei und als von ihr 2016 ins Berliner Abgeordnetenhaus entsandter Volksvertreter in unserer AfD-Fraktion im Berliner Parlament sah wie folgt aus:
Diese Sondersitzung am Sonntag wurde notwendig, um die Infektionsschutzverordnungen, die seit dem Corona-Einbruch jeweils von der Bundesregierung, den Ministerpräsidenten und vom Senat – ohne vorherige parlamentarische Beratungen – erlassen wurden, einer parlamentarischen Generaldebatte zu unterziehen. Klar ist: Ohne die Beteiligung der Volksvertreter (auf Bundes- und Landesebene) können die Corona-Maßnahmen keine dauerhafte Akzeptanz in der Bevölkerung erwarten lassen.
Montag, 2. November 2020
09:15 – 09.45 h Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand
Wochentags findet jeden Morgen um 9.15 h eine Telko statt, in der der Fraktionsvorstand und die Kollegen der Pressestelle und der Social-Media-Abteilung die aktuellen Themen durchsprechen und bewerten. Dafür wird jeden frühen Morgen schwerpunktmäßig die Berliner Presse ausgewertet. Im Ergebnis folgen daraus unsere täglichen Social-Media-Beiträge auf Facebook und Twitter sowie Pressemeldungen und Empfehlungen zur parlamentarischen Arbeit an die Abgeordneten.
11:00 – 12:00 h Telefonkonferenz der Parlamentarischen Geschäftsführer aller AfD-Landtagsfraktionen und Bundestagsfraktion
Jeden Montag findet die Telko der Parlamentarischen Geschäftsführer (“PGF”) unserer AfD-Fraktionen statt.
Die wichtigste Aufgabe der Parlamentarischen Geschäftsführer (PGF) ist es, die Geschäfte für ihre Fraktionen im Verhältnis zum Landtag und den anderen Fraktionen zu regeln. Sie reichen die Themen ein und kümmern sich um den Ablauf der Parlamentsdebatten. Vor wichtigen Abstimmungen sorgen sie dafür, dass alle Abgeordneten anwesend sind. Sie sind die nächsten Mitarbeiter des jeweiligen Fraktionsvorsitzenden. Sie bereiten innerhalb ihrer Fraktionen und in Besprechungen (PGF-Runden) der parlamentarischen Geschäftsführer untereinander die Sitzungen des Ältestenrates vor, in denen die Tagesordnungen für die jeweils folgende Sitzungswoche festgelegt werden. Die parlamentarischen Geschäftsführer achten unter anderem auch darauf, dass ihre Fraktionen bei kritischen Abstimmungen im Plenum „stehen“, das heißt, dass die Abgeordneten durch verschiedene Hinweise angehalten werden, auch tatsächlich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.
In dieser regelmäßigen PGF-Montagstelko werden die parlamentarischen Initiativen unserer AfD-Landtagsfraktionen besprochen und teilweise auch koordiniert, darunter auch gemeinsame interfraktionelle Initiativen, die wir gemeinsam mit der AfD-Bundestagsfraktion starten, wie z.B. die Gemeinsame Erklärung der Fraktionen zum Thema Diesel oder aktuell die Abstimmungen zu den Corona-Maßnahmen.
Als Landesschatzmeister sorge ich für den reibungslosen Zahlungsverkehr und gebe die von der Landesgeschäftsstelle in den Zahllauf gebrachten Rechnungen letztinstanzlich frei. In den Monaten des Notvorstands war und ist die Realisierung und Finanzierung des geplanten Landesparteitags ständiger Tagesordnungspunjkt, wie auch die Erstellung des Haushalts 2021, der im Dezember vom Vorstand beschlossen wurde. Darüber hinaus war ein ständiger Tagesordnungspunkt die Frage des Stands der Mandatsträgerabgaben der Mandatsträger im Bundestag und im Abgeordnetenhaus.
Dienstag, 3. November 2020
09:15 – 09.45 h Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand
13:00 – 15.00 h Fraktionsvorstandssitzung
Jeden Dienstag, an dem die Fraktion tagt, haben wir auch eine Fraktionsvorstandssitzung, in der vorwiegend Verwaltungsthemen besprochen werden, wie Materialbestellungen, Auftragsvergaben an externe Dienstleister, Personalangelegenheiten (Einstellungen etc.), Rechtsangelegenheiten (Führen von Prozessen etc.), Haushaltslage und inhaltliche Schwerpunktsetzung der Fraktionsarbeit.
Jeden Dienstag vor der donnerstäglichen Plenarsitzung tagt der Ältestenrat, dem ich als Parlamentarischer Geschäftsführer unserer AGH-Fraktion angehöre und in dem die Tagesordnung der Plenarsitzung mit den anderen Fraktionen abgestimmt wird.
15.00 – 18.00 h Fraktionssitzung
Die in der Regel wöchentlich jeweils am Dienstag tagenden Fraktionssitzungen sind für unsere Abgeordneten präsenzpflichtig. In den Fraktionssitzungen werden alle wesentlichen Themen, die Fraktion betreffend, behandelt. Sie hat einen allgemeinen Teil, in der im wesentlichen die politische Agenda und der Ablauf der jeweils nöchsten Plenarsitzungen (wer redet wozu) besprochen werden und an der auch die Fraktionsgeschäftsführung und die Fachreferenten der Fraktion teilnehmen. Im anschließenden Teil “Interna” werden, falls angemeldet, vertrauliche (personalpolitische) Themen ohne die Mitarbeiter besprochern.
Mittwoch, 4. November 2020
9:00 – 10:00 h PGF-Runde (Treffen der Parlamentarischen Geschäftsführer); auf 9.00 h vorgezogen, da die PGFs in der Regel auch Mitglieder des Hauptausschusses sind, der an diesem 4.11.2020 als Sondersitzung einberufen wurde. Dieser Präsenz- und Pflichttermin kollidierte ausnahmsweise mit der täglichen Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand.
In dieser sogenannten “kleinen PGF-Runde” werden die letzten Absprachen zum Ablauf der am Folgetag stattfindenden Plenardebatte mit den anderen fünf PGFs besprochen, z.B. ob es sofortige oder/und namentliche Abstimmungen geben soll, welche Tagesordnungspunkte in die Ausschüsse überwiesen werden etc…
Im Anschluss folgt dann die jeweils individuelle Abstimmung mit den eigenen Fraktionskollegen hinsichtlich ihrer Redezeiten im Plenum, die bis zum frühen Nachmittag an das Plenarreferat der AGH-Verwaltung gemeldet werden müssen. Dabei hat jede Fraktion insgesamt 60 min Redezeit, die auf die einzelnen Tagesordnungspunkte/Redner aufgeteilt werden müssen. Zur reibungsklosen Abstimmung müssen dazu jeweils direkte Telefonate geführt oder whatsapp-Nachrichten getippt oder Meldungen im Fraktionschat geschrieben werden, damit jedem Abgeordneten diese letzte Info zugeht und er sich entsprechend auf seinen Redebeitrag vorbereiten kann.
In der Regel tagt der Hauptausschuss, der alle für den Landeshauhalt Berlins betreffenden finanziellen Themen politisch abstimmt, mit einer langen Tagesordnung in der sogenannten “Vor-Plenarwoche”. In dieser Sondersitzung ging es im Wesentlichen um das Thema “Schulen und Corona” und den Stufenplan der Bildungssenatorin.
Das entsprechende Wortprotokoll dieser Sitzung ist vor allem interessant, da hier der Widerspruch zwischen den Infektionsschzumaßnahmen deutlich thematisiert wurde: Einerseits komplettes Herunterfahren der Gastronomie und der Kulturveranstaltungen trotz Einhalten von Abstandsgeboten und Maskentragen, andererseits volle Klassenzimmer, teilweise mit, teilweise ohne Masken. Dazu wurde eine Anhörung für die Folgesitzung des Hauptausschusses anberaumt.
Zeit für die Abstimmung der Abgeordnetenkollegen hinsichtlich Redezeiten etc.
Donnerstag, 5 . November 2020
9:00 h – 10:00 h Fraktionssitzung vor Plenum
Zur letzten unmittelbaren Abstimmung zur Plenarsitzung findet jeweils ab 9.00 h ein Fraktionstreffen statt, in der wir vor allem die Fragestunde des Parlaments vorbereiten, also aktuelle Fragen an den Senat erarbeiten und abstimmen. Letzte Fragen hinsichtlich des Abstimmungsverhaltens bei Personalvorschlägen in Gremien oder zu Beschlußempfehlungen anderer Fraktion werden beraten.
In dieser Sitzung ging es u.a. in einem unserer Anträge um den Ausbau des U-Bahnnetzes, ein Gesamtkonzept, von dem mittlerweile vor allem CDU und SPD unterschiedliche Strecken abschreiben. Allerdings haben nur wir einen systematischen Gesamtansatz für das U-Bahn-Netz der BVS vorgelegt.
Freitag, 6. November 2020
09:15 – 09.45 h Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand; aus dem Auto.
9:30 – 12.30 h Drehtermine auf dem Flughafen TXL zum Skandal der Tegel-Schließung
09:15 – 09.45 h Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand
10:00 – 11:00 h Gedenkveranstaltung 31. Jahrestag des Mauerfalls
11:00 – 12:00 h Telefonkonferenz der Parlamentarischen Geschäftsführer
13:30 – ca. 16:00 h Vorbesprechung Hauptausschuss
In dieser regelmäßigen AfD-fraktionsinternen Vorbesprechung gehen wir die umfangreiche Tagesordnung des Hauptausschusses im Einzelnen durch und legen fest, wer welche Tagesordnungspunkte anspricht.
Mittwoch, 11. November 2020
09:15 – 09.45 h Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand
In dieser denkwürdigen Sitzung, an der auch Mitglieder des Bildungsausschusses teilnehmen konten, wurde das Thema Schule und Corona sowie die entsprechend zu ziehenden Konsequenzern und die Debatte um den Stufenplan des Senats zu den Berliner Schulen mit 6 Anzuhörenden rauf und runter besprochen. Da diese Sitzung rückwirkend einen historischen Charakter bekommen dürfte, ist das Wortprotokoll von besonderem Interesse.
Donnerstag, 12. November 2020
09:15 – 09.45 h Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand
10:00 – 11:30 h Krisenstab/AGH
Der Krisenstab wurde vom Präsidenten des Abgeordnetenhauses ins Leben gerufen, um außerhalb der ständigen Gremien wie Präsidium und Ältestenrat ein flexibles Sonderformat zu schaffen, um möglichst im Einvernehmen aller Fraktionen Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Parlamentsbetrieb im Umgang mit Corona in Fragen von Zugangsbeschränkungen zum Parlament von Dritten und Mitarbeitern, Handhabung öffentlicher Veranstaltungen (grundsätzliche Absagen) und gesonderte interfraktionelle Verabredungen zum Ablauf von Ausschuss- und Plenarsitzungen zu Zeiten der Corona-Krise treffen zu können.
11:30 – 13:30 h PGF-Sitzung/AGH
In der Donnerstagssitzung der PGF wird die Tagesordnung der Plenarsitzung der kommenden Woche vorbereitet, die in der Regel am folgenden Dienstag im Ältestenrat festgezurrt und final in der Kleinen PGF-Runde am Mittwochmorgen mit letzten Änderungen, die sich aus den Dienstagnachmittag tagenden Fraktionen ergeben, feinabestimmt wird.
Dieser nicht öffentlich tagende Unterausschuuss ist einer der interssantesten im Abgeordnetenhaus und behandelt die politische und finanzielle Situation der im Eigentum des Landes Berlin stehenden öffentlichen Unternehmen, wie die BSR Berliner Stadtreinigung, die BVG Berliner Verkehrsbetiebe, die Bäderbetriebe, die Messe Berlin, BerlinWasser, die Wohnungsbaugesellschaften, die IBB Investitionsbank, die FBB Flughafengesellschaft u.s.w.
Hier kann man direkt miterleben und auch kritisieren, auf welcher ideologischen Grundmaxime die rot-rot-grüne Senatsmehrheit die Landesbeteiligungen für ihren öko-sozialistischen Stadtumbau instrumentalisieren; mit dem Ergebnis, dass in dieser Leguislaturperiode bereits mehrfach hochkarätige Manager das Handtuch geschmissen haben, weil ihnen die politische Einwirklung in ihr operatives Geschäft überhandnahm.
18:00 – 20:00 h Vorstandssitzung AfD-Bezirksverband Tempelhof-Schöneberg als Videokonferenz
Die Sitzungstermine im Abgeordnetenhaus und Gremientermine der Partei sind oftmals zeitlich fast überlappend gestrickt, so dass es – den Verkehr mit einrechnend – kaum Verschnaufpausen gibt. Da tut das im Zuge von Corona parteiweit eingeführte Format der Videoschalte manchmal auch ganz gut.
Freitag, 13. November 2020
09:15 – 09.30 h Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand
9:30 – 10.45 h Notvorstand/Landesvorstand per Videoschalte
11:00 – ca. 20:00 h Untersuchungsausschuss “BER II”/AGH
Dieser Untersuchungsausschuss zum Berliner Flughafen BER, seine zeitliche Verspätung und unfassbare Kostenüberschreitung ist maximal zeitintensiv, sowohl, was die Vorbereitung betrifft, als auch die Sitzungen selbst, die bei Anhörung von zwei Zeugen je Sitzung in der Regel bis in die Abendstunden gehen.
Mein Erkenntnisinteresse lag und liegt hierbei auf dem Schwerpunkt, nachzuweisen, dass der BER an sich zu klein geplant und gebaut wurde und der wachsenden Nachfrage im Weltflugverkehr nicht schritthält; dass Berlin daher parallel am Flughafen Tegel (TXL) festhalen muss, wenn wir in Zukunft in Kapazitätsengpässe kommen. Aktuell wird dieses Schwerpunktthema allerdings durch den weltweit aktuellen Einbruch des Flugverkehrs, der auch den mittlerweile eröffneten BER trifft, insgesamt in den Hintergrund gerückt. Dennoch bleibt die Problematik aktuell, wenn sich der internationale Reise- und Flugverkehr nach Corona wieder dynamisch erholen wird.
Ursprünglich hatten wir als AfD in dieser Legislaturperiode einen Sonderausschuss für ein zukunftsfestes Flufghafensystem für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg unter Einschluß von TXL gefordert, da wir wissen, dass ein Untersuchungsausschuss letztlich im Ergebnis folgenlos bleibt: Weil Keiner wirklich für Verfehlungen zur Verantwortung gezigen werden kann, solange es keinen Straftatbestand für Steuerverschwendung im Amt gibt; was wir als AfD sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene lange gefordert haben.
Sonnabend/Sonntag, 14./15. November 2020
27. Sitzung der Bundesprogrammkommission der AfD/ Erfurt
Auf dieser 2-tägigen Sitzung dieses Parteigremims, in dem ich den AfD-Landesverband in Vertretung für den Landesprogrammkoordinator Martin Trefzer vertreten habe, wurden die von den Bundesfachausschüssen vorgelegten Programmteile für das Bundestagswahlprogramm zusammengefügt.
Im Rahmen der Erabeitung des Bundesprogramms arbeite ich auch als Vorsitzender des Berliner Landesfachausschusses Wirtschaft und Technologie (LFA 13) im Bundesfachausschuss 3 (Wirtschaft und Steuern) mit, der Corona-bedingt zuletzt in den Präsenzsitzungen am Wochenende des 22./23. Februar und des 26./27. September 2020 tagten und in der Folge per Zoom-Videokonferenzen. Die am Wochenende des 21./22. November geplante Präsenzsitzung des BFA 3 in FRankfurt/M fiel Corona-bedingt aus; weswegen ich stattdessen in meinem Beturks Tempelhof-Schöneberg am Samstagvormittag “flyern” konnte.
Montag, 16. November 2020
09:15 – 09.45 h Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand
11:00 – 12:00 h Telefonkonferenz der Parlamentarischen Geschäftsführer
Im Zuge der Infektiionsschtzmaßnahmen sitzen wir seit der Sommerpause in Plexiglaskabinchen , die die unmittelbare Kommunikation nach rinks und lechts (!) durchaus verkomplizieren!
Wirtschaftsausschuss mit und ohne Corona-Bedingungen
Dienstag, 17. November 2020
09:15 – 09.45 h Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand
13:00 – 14:0 h Fraktionsvorstandssitzung/AGH
14:00 – 15:00 h Ältestenrat/AGH
15:00 – ca. 18:00 h Fraktionssitzung/AGH
Mittwoch, 18. November 2020
09:15 – 09.45 h Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand
10:00 – 11:00 h PGF-Runde/AGH
Zeit zum Arbeiten:
Abstimmung mit den Abgeordnetenkollegen hinsichtlich ihrer Tagesordnungspunkte in er Plenarsitzung und den entsprechenden Redezeiten;
“Präsident Ralf Wieland eröffnet die Sitzung um 10.02Uhr.
Präsident Ralf Wieland: Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich eröffne die 67. Sitzung des Abgeordnetenhauses von Berlin. Ich begrüße Sie, unsere Zuschauerinnen und Zuschauer vor den Bildschirmen, die Zuhörerinnen und Zuhörer sowie die Medienvertreterinnen und Medienvertreter sehr herzlich. Als Allererstes möchte ich den beiden erkrankten Kolleginnen unsere Genesungswünsche übermitteln. Ich bin sicher, Sie verfolgen die Sitzung am Bildschirm.
[Allgemeiner Beifall]
Zum Geburtstag gratulieren darf ich dem Kollegen Frank-Christian Hansel von der AfD-Fraktion. –Alles Gute!
[Allgemeiner Beifall]
Die Fraktionen haben sich darauf verständigt, dass nach den Prioritäten je Fraktion eine weitere Rederunde erfolgt. Nach sechs Stunden ist wieder eine halbstündige Sitzungsunterbrechung zum Lüften vorgesehen…”
09:15 – 09.45 h Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand
13:00 – ca. 14:00 h Referentenrunde/AGH
Das Gremium Referentenrunde dient dazu, die strategische Planung der parlamentarischen Initiativen auf Mitarbeiterebene zu besprechen; Insbesondere im Hinblick auf die Wahrnehmbarkeit der Fraktion im kommenden Wahlkampf ist eine schwerpunktmäßige Setzung AfD-spezifischer Themen und ihre öffentlichkeitswirksame Verwertung erforderlich. Die Fraktionsmitarbeiter und der Stab bilden insofern den “Maschinenraum” der Fraktion.
Samstag, 21. September 2020
10:00 h – 13:00 h Parteiarbeit im Bezirk: Verteilung unseres AfD-Corona-Flyers im Neubaugebiet Marienfelde mir 4 Parteifreunden.
Einer der größten Vorteile, die wir als AfD gegenüber der alteingesessenen politischen Konkurrenz haben, ist sicherlich die hohe Motivation unserer Mitglieder und Funktionäre, die aus der Überzeugung für die Notwendigkeit unserer Sache herrührt. Bei uns machen – ich würde fast sagen – alle gewählten Amtsträger (Vorstände auf allen Gliederungsebenen) und Mandatsträger (egal ob im Landtag oder Bundestag) an AfD-Ständen mit, an Flyeraktionen und am Plakatieren zu Wahlkampfzeiten. Bisher haben wir in Berlin noch keine bezahlten Plakatierer eingesetzt, sondern das immer mit der eigenen Mitgliedschaft bewerkstelligt.
Montag, 23. November 2020
09:15 – 09.45 h Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand
10:00 – 11:00 h Notvorstand/Landesvorstand per Videokonferenz
11:00 – 12:00 h Telefonkonferenz der Parlamentarischen Geschäftsführer
Zeit für Büroarbeit
Dienstag, 24. November 2020
09:15 – 09.45 h Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand
13:00 – 14:00 h Fraktionsvorstandssitzung/AGH
15:00 – 18:00 h Fraktionssitzung
19:00 – 21:00 h Bezirksstammtisch des AfD Bezirksverbands Tempelhof-Schöneberg
Mittwoch, 25. November 2020
09:15 – 09.45 h Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand
20:00 – ca. 21:00 h Sondersitzung des Ältestenrats per Videoschalte
Zur engeren Einbindung des Parlaments während der Corona-Krise berichtet der Regierende Bürgermeister dem Ältestenrat jeweils über die im Rahmen des Treffens der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Länder getroffenen aktuellen Entscheidungen zu den Infektionsschutzverordnungen.
Donnerstag, 26.November
09:15 – 09.45 h Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand
Diese Sitzung befasste sich mit der BVG und der BSR, insbesondere ihren negativen Corona-bedingten Ausblick auf 2020/2021.
Freitag, 27. November 2020
09:15 – 09.45 h Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand
11:00 – ca. 18:00 Uhr Untersuchungsausschuss “BER II”/AGH
Sonnabend/Sonntag, 28./29. November 2020
Bundesparteitag der AfD/Kalkar
Als zuletzt auf Platz 6. gewählter Delegierter für Bundesparteitage habe ich an diesem hitzigen 11. AfD-Bundesparteitag in Kalkar teilgenommen, wie bisher auf jedem Parteitag der AfD auf Bundes- und Berliner Landes- sowie Tempelhof/Schöneberger Bezirksebene seit Parteigründung im April 2013.
Montag, 30. November 2020
09:15 – 09.45 h Telefonkonferenz: Morgen- und Presselage mit Fraktionsvorstand
11:00 – 12:00 h Telefonkonferenz der Parlamentarischen Geschäftsführer aller AfD-Landtagsfraktionen und Bundestagsfraktion
Wer sich mit mir durch diesen November als exemplarischen Monat durchgearbeitet hat, kann nunmehr besser Art und Umfang meiner Arbeit als Abgeordneter und führender Parteifunktionär, der ich seit 2013 aus voller Überzeugung und mit Leib und Seele bin, einschätzen.
Für welche Überzeugungen und Positionen ich stehe, kann hier kursorisch nachvollzogen werden. Ansonsten empfehle ich bei gewachsenem Interesse an meiner Arbeit den täglichen Besuch meiner Facebookseite, in der ich für meine Leser innerhalb und außerhalb der Partei die mich tagesaktuell bewegenden politischen Themen deutscher Politik festhalte und mich selbstverständlich auch zur Politik der AfD äußere.
Die Grundfrage der Demokratiefähigkeit des Islam ist eine für unser Land ganz entscheidende Schicksalsfrage. Daher stelle ich hier eine Analyse von Barino Barsoum vor, dem Sohn einer deutschen Katholikin und eines koptischen Christen aus Ägypten, die er im Rahmen einer Tagung der Desiderius-Erasmus-Stiftung vorgestellt hat.
Barsoum konvertierte als junger Mann zum Islam und studierte ihn mit Herz und Seele. Er war bereit, Ungläubige zu töten und rief zum Dschihad auf. Fünf Jahre später stieg er aus und wandte sich dem Christentum zu, weil er – wie er sagt – das System Islam verstanden habe. Heute hat er sich der Aufklärung über den Islam verschrieben. So betrachtet er die islamischen Quellen und spannt den Bogen vom islamischen Gottesbild zum Menschenbild, bei dem der Mensch der Sklave Allahs ist. Dies steht im Kontrast zum Menschenverständnis in einer demokratischen Gesellschaft, wo er als freies Wesen begriffen wird. Liebe und Hass für Allah sowie das strikte Schwarz-Weiß-Denken und Einteilen der Welt in Gläubige und Ungläubige lassen die dunklen Seiten der Psyche von Islamisten erahnen und erklärt, warum wir insbesondere bei radikalen Muslimen mit irrationalem Verhalten konfrontiert sind.
Schließlich macht er an Aussagen vom heute in Katar lebenden islamischen Prediger Jussuf al-Qaradawi – dem Vordenker der islamistischen Muslimbruderschaft – fassbar, welch Geistes Kind radikale Muslime sind. Es wird deutlich, in welchem Schlamassel diejenigen stecken, die sich intensiv mit Koran und Islam beschäftigen. Darum muss es unser aller Ziel sein, aufzuklären und gegenzusteuern. Die Frage, um die es hier geht, wird auch im anstehenden Bundestagswahlkampf von hoher Relevanz sein, zumal sich die Altparteien dazu nur passiv verhalten.
Das 250 jährige Hegel-Jubiläum hat Relevanz auch für uns heute. Ich habe mich mit der philosophischen Position der 1840er Jahre, also um Georg Wilhelm Friedrich Hegel, die Junghegelianer und ihre diversen Spielarten, darunter Karl Marx und Friedrich Engels gegen Max Stirner eingehend wissenschaftlich beschäftigt, eben weil diese Auseinandersetzung zwischen Links- und Rechtsshegelianern im Grunde unser Denken heute weitestgehend immer noch prägt und das Epochennarrativ Moderne/Postmoderne eingeläutet hat.
Hegel war und ist Ausgangspunkt des Forschungsprogramms von Marx und Engels gewesen und gleichzeitig Endpunkt für einen neuen Anfang: Nachmetaphysisches Denken, das mit Max Stirner – weit vor Friedrich Nietzsche – eingesetzt hat. Daher beginnt die Auseinandersetzung Stirner contra Marx- eine postmoderne Revision aus meinem Buch
folgerichtig und zwingend mit Hegel. Der geneigte Leser des folgenden Abschnitts, der hier gerne angelesen werden kann, ist eingeladen, den hier begonnenen Faden weiterzuverfolgen. Dafür bietet sich als vertiefte Wochenendlektüre mit mehr Zeit und Muße das Herunterladen an der oben genannten Verlinkung an.
……….
„Das Werk der modernen Zeit“, so stellte es Hegel am Ende seiner Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie dar, bestand darin, die „Intellektualität der Welt“ zu denken, um so eine intelligente Welt zu erzeugen, „wie eine Natur-, die erste Schöpfung des Geistes.“[i] In ihm und durch ihn und mit ihm, Hegel, erhält die Welt- und – als ihre innere Eigentlichkeit – die Philosophiegeschichte erst ihre Vernünftigkeit, ihren Sinn an und für sich. Ja es scheint, als ob es Geschichte für Hegel überhaupt nur gibt, um in ihm mit dem archimedischen Punkte, der alles überblickt, zu ihrem Ziel, dem Ende des Kampfes des entzweiten Geistes zu gelangen. „Beschlossen“ (ibidem p. 461) ist da ein Zeit– besser: ein Weltalter worden, dass sich letztendlich als die „wahrhafte Theodizee, die Rechtfertigung Gottes in der Geschichte“ erweist, wie es analog am Ende der Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte heißt – Versöhnung mit der Idee, „dass das, was geschehen ist, und alle Tage geschieht, nicht nur nicht ohne Gott, sondern wesentlich das Werk seiner selbst ist.“[ii] Das Werk der „modernen Zeit“ ist mit Hegel an seinem Ziel, die Moderne so zu ihrem Ende gekommen.
An dieser Stelle treten die Schüler Hegels sein Erbe an – die so genannten Junghegelianer. Zuerst Erbhüter, dann Konkursverwalter, weisen sie die diversen Konsequenzen auf, die sich mit und aus Hegel als letztem „System“-Denker ergeben. Es ist diese Palette von Entwürfen, die – als Post-Hegel´sches Möglichkeitsfeld – den weiteren sozialenphiloso-phischen sowie gesellschaftstheoretischen Diskurs ausdifferenzieren.
In seinen Vorlesungen zum philosophischen Diskurs der Moderne weist Jürgen Habermas denn auch zu Recht daraufhin, „dass wir Zeitgenossen der Junghegelianer geblieben sind“.[iii] Allerdings hat bereits David Koigen im Vorwort zu seiner Geschichte der Sozialphilosophie des Junghegelianismus gemutmaßt, dass seine Studien „zu ihren Untersuchungsgebiet eine Periode (haben), die im Zusammenhang mit dem ihr nachfolgenden Phasen volle Bedeutung und Verständnis gewinnen könnte.“[iv] Dieses Ereignis im emphatischen Sinne bringt auch das Erbe Hegels in der junghegelianischen Kontroverse auf den Punkt.
Das Ende nicht nur des geschichtsmächtig gewordenen Sozialismus ist als „Ereignis selbst viel zu gross, zu fern, zu abseits vom Fassungsvermögen Vieler, als dass auch nur seine Kunde schon angelangt heissen dürfte; geschweige denn, dass Viele bereits wüssten, w a s eigentlich sich damit begeben hat – und was Alles, nachdem dieser Glaube untergraben ist, nunmehr einfallen muss, weil es auf ihm gebaut, an ihn gelehnt, in ihn hineingewachsen war.“[v]
In der Tat entspricht die Dimension des derzeitigen Utopieverlustes dem, was seinerzeit Friedrich Nietzsche im Gefolge des Todes Gottes in der Form des Nihilismus heraufkommen sah. Die hier postulierte Aktualität der Kontroverse im Denken unmittelbar nach Hegel mag sich im Zuge dieser Entwicklungen beweisen und ihren Beitrag leisten: zur offenbar notwendig gewordenen »Schadensabwicklung« dieses – einer vermeintlichen Moderne zugemuteten – Projekts.
Nicht zuletzt das – ja feuilletonistisch quasi schon wieder verstummte – Gerede von der erneuten Epochenschwelle hinein in die Postmoderne lädt dazu ein, sich den Grundzügen des Diskurses der Moderne kritisch rückzuversichern, einer Moderne allerdings eben nicht im Sinne eines historisch-ideologischen Projekts als vielmehr, weniger emphatisch, im Sinne einer neuzeitlichen Epoche, die den Systemkriterien einer Kinetik des Zinses, die ihr die Vergesellschaftung über Gläubiger-Schuldner-Beziehungen liefert, zu gehorchen schlichtweg gezwungen ist.[vi]
Die gemeinsame Haltung der Junghegelianer nach dem Tode des Olympiers, dass Philosophie als solche so nicht mehr zu machen sei, ja gar aufzuhören habe, differenziert sich in vorwiegend drei Richtungen aus. Sie habe umzuschlagen in „Nicht-Philosophie“, „Tat“ oder „Praxis anleitende Wissenschaft“. Daraus ergeben sich konträre Konsequenzen, wie sie in weiteren Etappen der gegenseitigen Kritik und Absonderung von und gegeneinander gezogen werden und endlich eine Emanzipation der je eigenen Position und Forschungsstrategie bedeuten.
Eine kritische Dekonstruktion der nach-Hegelschen Denkbewegung hat sich dieses Spannungsbogens anzunehmen. Er führt mit dem Erbe Hegels, von dem dieser Essay seinen zwingenden Ausgang nimmt, über vor allem die Religionskritik Ludwig Feuerbachs und den diversen Stufen der Radikalisierung bei Bruno Bauer und Moses Heß zu den Begründern des „wissenschaftlichen Sozialismus“ Marx und Engels auf der einen sowie ihrem Gegenspieler Max Stirner, auf der anderen Seite.
Die Schnittstelle zwischen den als antipodisch zu begreifenden Haltungen beider Fraktionen um etwa 1844 leitet zwei denkbare Richtungen ein, die das Denken nach Hegel bis heute bestimmen. Der Dekonstruktion der Logik dieser Entwicklung gilt der argumentative Hauptteil dieses Essays, der in eine spekulative Schlussbetrachtung mündet, in der das heutige – für Noch-Zeitgenossen im Banne der 68er – möglicherweise überraschende Fazit gezogen wird, dass sich das nach-metaphysische Denken Max Stirners heute als anschlussfähiger erweist als es vor dem Modern des Projekts der Moderne gedacht werden konnte.
Hegels Programm der Versöhnung – wenn man seine Weltgeist-Philosophie mit ihrem Absolutheitsanspruch so überschreiben möchte – umfasst sowohl die Geschichte als Selbstentfaltung des Geistes, der sich im Staat objektiviert als auch das Phänomen der Religion: seine Denkbewegung war neben der Versöhnung der Geschichte mit der Idee der Sittlichkeit des Staates, in der sie aufzugehen habe, auch die Aufhebung der Theologie in Philosophie, die Aufhebung der positiven christlichen Religion in seine Philosophie, die, wie bereits eingeführt, er auch begriff als „Gottesdienst“ bzw. „-erkenntnis“. Neben dem Verständnis der Philosophie Hegels als Staatsphilosophie es hier zentral, sich ihren religionsphilosophischen Kern zu vergegenwärtigen, da es dieser Frage zu allererst hängt, wie sich seine Schüler zu ihm verhalten. Was Hegel letztlich leistete, war – trotzBruno Bauers „Ultimatum“[vii], das des Meisters insgeheimen Atheismus zu vindizieren sich bemühte – eine philosophische Rechtfertigung der Religion durch die Kritik ihrer religiösen Vorstellungsformen, was einer Aufhebung – ich folge hier, wie unschwer zu erkennen ist, den Schriften Karl Löwiths – der Theologie in Philosophie gleichkommt. In einem Brief an seinen Studienfreund Schelling schreibt Hegel, „das Reich Gottes komme, und unsre Hände seien nicht müßig im Schoße! (…) Vernunft und Freiheit bleiben unsre Losung, und unser Vereinigungspunkt die unsichtbare Kirche“.[viii]Dabei spielt eine grundlegende Rolle, von welchem Reich Gottes der junge Hegel da spricht. Peter Cornehl hat dazu in seiner Studie Die Zukunft der Versöhnung [ix]überzeugend dargelegt, dass für den frühen Hegel – zu dieser Zeit noch in der Nachfolge Kants – die Herrschaft von Moralität und Sittlichkeit gegenüber der Legalität und Positivität des bürgerlichen Verstandes-Staates ein solches „Reich“ stand[x], in dem, wie Löwith unterstreicht, „das Wesen des Menschen wahrhaft zu Hause oder bei sich ist, indem es im Absoluten ist.“[xi]Entscheidend an der zitierten Passage des Briefes ist, daß Hegel gegen die zeitgenössischen Theologen polemisiert, weil er sich als den – in obigem Sinne – besseren Gotteskundigen weiß und als vernünftiger, freier Denker nichts anderes will als das, was in der Sprache des Neuen Testaments „Reich Gottes“ heißt, denkend vorzubereiten, ein Reich, in dem der Mensch bei sich sein kann und sein wahres Wesen erkennt, den Geist, ein „Geisterreich“ der Philosophie und des unmittelbaren Wissens:
Der Mensch weiß nur von Gott, insofern Gott im Menschen von sich selbst weiß; dies Wissen ist Selbstbewusstsein Gottes, aber ebenso ein Wissen desselben vom Menschen, und dies Wissen Gottes vom Menschen ist Wissen des Menschen von Gott. Der Geist des Menschen, von Gott zu wissen, ist nur der Geist Gottes selbst.[xii]
Die Transformation der Philosophie in die Geistes-Wissenschaft, die Hegel denkend vollzieht, bleibt an Gott im Sinne des Absoluten gebunden, sowohl was den Begriff als auch sein Sein betrifft: „Onto-Theo-Logik“[xiii], so Löwiths einleuchtende Bezeichnung. Säkularisiert bleibt etwas weniger emphatisch der Begriff der Vernunft als materiale Substanz: sie ist das Ziel, das mit seiner Konzeption des Staates erreicht werden soll. Die Stufen der Entwicklung der Weltgeschichte werden als jeweils erreichter Grad und Stand der Vernunft an jener Norm gemessen, die am Ende steht und schließlich er, der Denker, selber ist:
Das Denken um und im Geschichtsprogress erweist sich ihm, dem Denker, als Weltgericht: Das Weltgericht allerdings nicht der Zukunft mit Fanfaren, sondern bereits durch und im stillen Vollzug des Denkens der vernünftigen Geschichte als Geschichte der Vernunft.
Kommende Geschichte hat es dann schwer. Wo etwas Entzweites zu sich selbst gekommen ist, bedarf es keiner weiteren Entwicklung mehr. Nicht die Zukunft bringt das Heil, wie die christliche Heilslehre propagiert hat, mit Hegel katapultiert sich erlösende Versöhnung in das Präsens und die Präsenz des hic et nunc. Diese doppelte Vollendung – einerseits die des menschlichen Seins und die des Erfassens desselben in systematischer Theorie des Geistes andererseits – beschließt eine Tradition, die sich in sich aufhebt: Philosophie geht auf in oder depotenziert sich zu Wissenschaft und vollzieht so die Wende von der „philo-sophia zur Weisheit der sophia im Sinne wirklichen Wissens“[xiv], nachdem Theologie in Philosophie schon aufgegangen ist.
[i]Georg Wilhlem Friedrich HEGEL (1986a), Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie III. Werke [hg. E. MOLDENHAUER und K. A . MICHEL], Band 20, Frankfurt am Main, 458.
[ii]Georg Wilhlem Friedrich Hegel (1986b), Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte. Werke [hg. E. MOLDENHAUER und K. A . MICHEL], Bd. 12, Frankfurt am Main, 540.
[iii]Jürgen HABERMAS (1985), Der philosophische Diskurs der Moderne, Frankfurt am Main, 6.
[iv]David KOIGEN (1901), Zur Vorgeschichte des modernen philosophischen Socialimsus. Zu Geschichte der Philosophie und Socialphilosophie des Junghegelianismus, Bern, VII.
[v]Friedrich NIETZSCHE (1887), Die fröhliche Wissenschaft in: ders. (1973), Werke, Band V.2 [hg. G. GOLL und M. MONTINARI], Berlin, 255.
[vi]Vgl. die paradigmatisch herausgearbeitete Dynamik, welche die Neuzeit zu perennierender Modernität zwingt und die dem vertraglichen Zinsverhältnis in der Gläubiger-Schuldner-Vergesellschaftung systemisch geschuldet ist, bei Gunnar HEINSOHN/Otto STEIGER (1990), Privateigentum und Zins, Bevölkerung und Hexen, Religion und Judenhass. Berliner Symposion. Diskussionsbeiträge zur gesamtwirtschaftlichen Theorie und Praxis, Neue Folge, Band 7, Universität Bremen.
[vii]Bruno BAUER (1841), Die Posaune des Jüngsten Gerichts über Hegel den Atheisten und Antichristen. Ein Ultimatum, in: Die Hegelsche Linke (1985) [hg. Heinz und Ingrid PEPPERLE], Leipzig, 235-371.
[viii]Friedrich Wilhelm Joseph SCHELLING, zit. in Karl LÖWITH (1965), „Hegel und die Aufhebung der christlichen Religion“ in: ders. (1988), Sämtliche Werke, Band 5, Stuttgart, 119.
[ix]Peter CORNEHL (1971), Die Zukunft der Versöhnung. Eschatologie und Emanzipation in der Aufklärung bei Hegel und in der Hegelschen Schule, Göttingen.
[x]Hegels frühe theologiekritische Versuche der Tübinger und Berner Zeit zielten nachgerade auf diese frühe Differenz im Frühchristentum ab. Diesbezüglich versuchte er nachzuweisen, dass das frühe Christentum an der Präponderanz der jüdischen Eschatologie gescheitert ist, da es nicht erreicht hat, moralische Sittlichkeit in Reinheit ohne Dogmatik in die Welt zu bringen. Der Verkünder reiner Tugendlehre Jesus wurde der verkündete Jesus; Personenkult und Dogmatik waren notwendige Folge, aus der Reinheit der Tugendlehre wurde, so durch die jüdische Heilserwartung provoziert, die „Positivität“ der Staatsreligion und die Institution der Kirche; Vgl. CORNEHL (1971), 99-106.
[xi]Karl LÖWITH (1964), „Hegels Einleitung in die ‚Phänomenologie des Geistes‘“ in: ders. (1988), Sämtliche Werke, Band 5, 171.
[xii]Zit. in Karl LÖWITH (1966), „Vermittlung und Unmittelbarkeit bei Hegel, Marx und Feuerbach“, 201, Anm. 29.
Nachdem sich der Staub etwas gelegt hat und eine klarere Sicht möglich ist, möchte ich eine kurze Antwort auf die Zwischenbilanz nach der Entscheidung des BuVo zur Nichtigkeit von Kalbitz´ Mitgliedschaft ziehen, die ein Berliner Parteimitglied im mentalen Umfeld des ehem. Flügels vor kurzem vorgenommen hat.
(M)eine Replik darauf ist deswegen von allgemeiner Relevanz, weil dessen Bewertung nicht nur eine Zufallsmeinung darstellt, sondern geradezu stereotyp genau das abbildet, wie und was das entsprechende „Lager“, das er mit seiner Einschätzung verteidigt sehen möchte, wirklich denkt.
Dabei lasse ich seine Ausführungen zur juristischen Bewertung rechts liegen, zumal das Thema juristisch ja noch abschließend zu klären sein wird – und begrenze mich auf seine Schlussfolgerungen. Seinen Text (in Normalschrift) kommentiere ich der Deutlichkeit halber im Folgenden abschnittweise kursiv.
Aktuelle Lage:
Gestern wurde von INSA die neueste Umfrage veröffentlicht, wonach die AfD in der letzten Wahlumfrage nur noch bei 9,5% liegt. Bei INSA handelt es sich um ein seriöses Umfrageinstitut, die Werte sind also ernst zu nehmen und dürften ein tatsächliches Bild der Lage abgeben. Sucht man die letzte Umfrage bei INSA auf diesem Niveau, muss man zum 07.08.2017 fast drei Jahre zurückgehen, als die AfD nur 9% hatte, dazwischen waren wir immer zweistellig. Dieser Einbruch ist auch nicht auf das Corona-Virus zurückzuführen, weil das ja schon seit über 2 Monaten das Tagesgeschehen beherrscht.
Betrachtet man die Details, kann man feststellen, dass die AfD vor allem an die Nichtwähler verloren hat. Die Wähler, die sich von uns abwenden, scheinen uns bisher als einzige Alternative angesehen zu haben und tun dies jetzt nicht mehr.
Dafür gibt es keinen Beleg. Tatsache ist, dass in den letzten drei Monaten CDU/CSU erheblich in allen Umfragen zugelegt haben. Alles spricht dafür, dass das zu einem großen Teil zu Lasten von Grünen und AfD gegangen ist, zum kleinen Teil zu Lasten der FDP. Die Zahl der Nichtwähler, die nur Forsa regelmäßig misst, hat sich dagegen lt. Forsa kaum geändert, ebenso wenig die Wählerschaft der Splitterparteien. Alles deutet darauf hin, dass der Aderlass der AfD durch Abwanderer zu den Unionsparteien verursacht worden ist.
Umgekehrt kann man feststellen, dass die „neue Meuthen-AfD“ vom sogenannten bürgerlichen Lager nicht angenommen wird. Der erhoffte Stimmenzuwachs in der Mitte bleibt aus. Das widerlegt eine ganze Reihe von Theorien und strategischem Kalkül, dass wir einen Zuwachs vor allem in der Mitte finden. Nebenbei bemerkt wurde mir das auch von 30 Jahren in der CDU erzählt und das Ergebnis dieser Strategie müssen wir jetzt mit Merkel ertragen.
Wähler, die die AfD als zu weit rechts abgeschrieben haben und die Partei inzwischen – trotz inhaltlicher Übereinstimmung mit unseren Positionen – für unwählbar halten, werden nicht wegen einer Aktion über Nacht zurückkehren. Da muss über einen längeren Zeitraum hinweg konsequent Vertrauen aufgebaut werden. Ich bin überzeugt: Das lohnt sich. Allerdings muss das Signal an Wähler der rechten Mitte klar und deutlich vernehmbar sein. Es hilft nichts, wenn mutige Entscheidungen des Bundesvorstands dann zerredet und konterkariert werden.
Die Chance, die die Entscheidung zu Kalbitz für eine Abgrenzung vom rechten Rand bedeuten würde, kann kaum genutzt werden oder Früchte tragen, weil ein Teil der Partei nicht daran interessiert ist, sich zur Mitte stärker zu öffnen, sondern es sich weit rechts behaglich eingerichtet hat. Oder deutlicher: Das Gerede, man hätte ja jetzt den Flügel aufgelöst und Kalbitz rausgeschmissen, und trotzdem gingen die Umfragewerte nicht in neue Höhen, zieht gerade deswegen nicht, weil weite Parteikreise beide Schritte bewußt und nachhaltig konterkarieren und eben kein klares Signal, das die Partei bräuchte, nach draußen geht.
Strategische Situation:
Die Stärke der AfD war bisher immer, dass wir inhaltlich breit aufgestellt waren und sowohl liberale Wähler ansprechen konnten als auch Konservative und Patrioten.
Da ist mehr der Wunsch Vater des Gedankens. Richtig ist, dass die Gründerzeit-AfD mit Lucke an der Spitze klassische liberale Wähler an sich gebunden hat und binden konnte. Klarer Tatsachenbeweis ist der Verlust aller Bundestagsmandate der FDP im Scheitern der Bundestagswahl 2013. Damals hat die AfD Teile des liberalen Lagers abgeräumt.
Damit war es ab 2015 tendenziell vorbei.
Bei der Bundestagswahl 2017 schaffte die FDP erneut den Wiedereinzug, was gleichbedeutend ist mit dem Scheitern der AfD bei dem Versuch, diese klassisch liberale Klientel dauerhaft an sich gebunden zu haben und an sich binden zu können. Sicherlich hat da die Springerpresse bei ihrem Hype um den neuen Vorsitzenden Christian Lindner und seiner auf ihn persönlich zugeschnittenen Kampagne beigetragen. Letztlich ist aber zu konstatieren, dass die AfD die 2013 geholten Wähler größtenteils wieder verloren hat.
Eine erfolgreiche AfD muss breit aufgestellt sein. Natürlich gibt es rechts der Mitte Menschen mit unterschiedlichen Auffassungen in der einen oder anderen Frage. Sie können und müssen alle Platz in der AfD finden, keine Frage. Aber die Linie zum rechten Rand darf nicht überschritten werden. Und da geht es eben mit dem permanenten Beschwören einer fundamentalen unüberbrückbaren Gegnerschaft zum “Systems” und der Überschreibung derjenigen, die für die AfD konstruktiv in den Gremien und den Parlamenten arbeiten als “Systemlinge”, die es offenbar innerparteilich zu bekämpen gilt, schon los.
Wen wir noch nie erreichen konnten waren unkritische Leser der Tagespresse und mediengläubige Zuschauer des Fernsehens. Daran hat sich nichts geändert, warum auch. Um diese Wähler zu erreichen, müssten deren Leitmedien objektiv und fair über uns berichten. Um dorthin zu gelangen, müssten wir aber noch weit mehr „Opfer bringen“ als Andreas Kalbitz. Aus Sicht der meisten Journalisten wären vermutlich nicht einmal Meuthen und von Storch tragbar. Jede Anbiederungspolitik kann nur in die Bedeutungslosigkeit führen.
„Wen wir noch nie erreichen konnten waren unkritische Leser der Tagespresse und mediengläubige Zuschauer des Fernsehens.“ Genau das ist der Befund, um den es der AfD gehen muss und dem es insbesondere mir auch immer ging und geht. Dieser Satz entspricht der Tatsache, dass die Ablehnungsfront gegenüber der AfD beim Wähler aktuell bei rund 75% aller Wähler liegt. Dass war mal bei 66%.
Statt sich mit diesem Befund positiv zu beschäftigen und zu fragen, woran es liegt und was WIR als AfD selbst tun können, um das zu ändern, verharrt er in der zwar richtigen abwehrenden Feststellung, dass das Machtkartell inklusive seiner Medien uns prinzipiell weg haben will und führt dann das stereotype Gerede von der „Anbiederung“ an.
Es gibt vermutlich kaum einen Wähler rechts der Mitte, der die Tagespresse und die Öffentlich-Rechtlich unkritisch sieht und nachbetet. Ich bin überzeugt: Es ist nicht naive Mediengläubigkeit, die bürgerliche Wähler aus dem liberal- konservativen Spektrum von der AfD fernhält, sondern die mangelnde Attraktivität und der medial erzeugte Igitt-Faktor unserer AfD. Wenn eine Partei den Eindruck vermittelt oder es zuläßt, dass dieser Igitt-Faktor medial regelmäßig erzeugt werden kann, dass sie sich gegenüber dem rechten Rand – durch immer wieder skandalisierbare Sprüche Einzelner – nicht klar abgrenzt, wird sie für Wähler untragbar, deren wirtschaftliche Existenz und gesellschaftliches Ansehen von ihrem seriösen Ruf abhängt.
Teile des BuVo haben in der AfD einen zersetzenden Machtkampf losgetreten und zwar zu einer Zeit, in der unser Land auf die größte Krise seit Ende des 2. Weltkriegs zurollt. Gerade jetzt würde es einer starken Opposition bedürfen, die ein Verschenken des verblieben Volksvermögens an die südlichen EU-Länder verhindert.
Wann haben diejenigen in der AfD, die sich jetzt über den Bundesvorstand beschweren, je einen Kampf für das „Volksvermögen“ öffentlich geführt? Wann hat es jemals – sieht man von Björn Höckes für das Bürgertum unerfreulichen Rentenvorschlägen ab – seitens des „Flügels“ einen Beitrag zu einer inhaltlichen, sachlichen Debatte zu Währungs- und Finanzfragen gegeben? Was man von „Flügel“-Treffen jahrelang hörte, war in erster Linie allgemeine Kritik am „System“ und in zweiter Linie Polemik gegenüber Andersdenkenden in der AfD. Ja, Deutschland braucht dringend eine starke Opposition und eine starke AfD, aber allgemeine Phrasen und Vorwürfe gegen die Altparteien bringen nicht mehr Schutz für unsere Ersparnisse und Sozialsysteme, sondern vertiefen Tunnelblick und Bunkermentalität, was beides zu einer weiteren Radikalisierung führen kann.
Konsequenzen:
Die AfD bedarf keiner Richtungsentscheidung. Wir sind nur stark, wenn wir konservativ-liberale und konservativ-patriotische Kräfte ansprechen und an die Partei binden. Dazu brauchen wir Protagnisten aus „beiden Lagern“, die für die jeweiligen Wähler Identifikationsfiguren darstellen. Keines der Lager darf auch nur anstreben, die Partei dominieren zu wollen.
Da ist vieles richtig. Wir brauchen eine AfD mit einem breiten Meinungsspektrum. Aber wir brauchen weder zwei „Lager“ noch fließende Grenzen zum rechten Rand. Die AfD ist keine Konföderation aus zwei Teilrepubliken, die jeweils ihre eigenen Anschauungen pflegen und ihre Seilschaften fördern. Vor allem aber muss darauf geachtet werden, dass ein Teil der eigenen Partei es dem anderen nicht unmöglich macht, in der AfD mitzuarbeiten. Wenn Äußerungen aus dem „Flügel“ am Markt orientierte Mittelständler davon abhalten, ihre Sympathien für die AfD offen zu zeigen oder wenn Beamte, die in der AfD mitwirken, mit dienstrechtlichen Schwierigkeiten rechnen müssen, weil andere in der AfD keinen Abstand zum rechten Rand halten wollen, dann nutzt das Gerede von „zwei Lagern“, die friedlich koexistieren sollen, gar nichts. Die einen lassen sich gehen, die anderen zahlen den Preis.
Bei der vorliegenden Auseinandersetzung geht es nicht darum, die Richtung der Partei vorzugeben. Dies muss durch die Bundesparteitage nach Vorbereitung durch die Bundesprogrammkommission erfolgen. Es handelt sich um den Versuch Einzelner, ihre persönliche Macht zu festigen, unbequeme Mitbewerber auszuschalten und zwar ohne Rücksicht auf Verluste in Form von Wählerstimmen und Wählervertrauen.
Die Abwendung von knapp ¾ der Wähler von der AfD hat nichts mit irgendwelchen Machtambitionen einzelner zu tun, sondern ist ein Fakt. Keine im Parlament vertretene Partei zieht auch nur annähernd soviel Abneigung auf sich wie die AfD. Deshalb bleiben unsere Wahlergebnisse begrenzt. Deshalb bleiben unsere Machtoptionen minimal.
Deshalb werden wir bedrängt. Damit müssen wir uns befassen. Davon völlig unbenommen ist die Programmarbeit. Ich kann nicht erkennen, wo die Mehrheit der Bundesvorstandsmitglieder irgendetwas getan oder entschieden hat, das im Widerspruch zur Programmatik oder zur Satzung der AfD geschieht. Im Gegenteil, unser Programm bietet wesentlich mehr Raum für Wähler der rechten Mitte als uns bislang wählen. Wir bleiben unter unseren Möglichkeiten, weil unser gutes Programm durch das Auftreten bestimmter Teile der Partei konterkariert wird.
Wir müssen differenzieren zwischen integrativen Sachpolitikern und spalterischen Machtpolitikern. Letztere dürfen in der AfD keinen Platz haben.
Nochmals: Seit wann sind der Flügel und seine Repräsentanten durch „Sachpolitik“ aufgefallen? Und wann waren sie je „integrativ“? Gerade sie haben durch den Versuch, eine Partei in der Partei zu gründen, deutlich gemacht, dass ihnen Machtpolitik wichtiger als Sachpolitik ist. Und gerade sie haben Listen eingeführt, wonach bestimmte, dem früheren „Flügel“ gegenüber kritische Leute nicht in irgendwelche Gremien kommen sollen. Und schon wieder wird denen, die anderer Meinung sind als die Anhänger des ehemaligen „Flügels“ damit gedroht, dass es für sie keinen Platz in der AfD gibt.
“Zwei Jahre nach ihrer Gründung entpuppt sich die Alternative für Deutschland als eine politische Entität, die sowohl im Außen der Partei als auch in ihrem Inneren heftigste Erregungszustände mit fast hysterischen Zügen hervorbringt. Diesem Phänomen ist mit der normalen Draufsicht auf die Partei aus der tagesaktuellen Perspektive des Journalisten nicht beizukommen. Vielmehr sind kultur- und medientheoretische Fundstücke heranzuziehen, um die psychopolitische Dimension dieses Experiments annähernd würdigen zu können. Die intellektuelle Anleihe wird hierbei ungefragt beim deutschen Meisterdenker Peter Sloterdijk entnommen, der sich in den letzten 15 Jahren wie kein anderer im Rahmen einer „Theorie der Stolz-Ensembles“ („Zorn und Zeit“, 2006) zeitdiagnostisch in die „Kulturkämpfe in der modernen Gesellschaft“ (2000) und „Stress und Freiheit“ (2011) ab- und eingearbeitet sowie auch hier relevante „Fußnoten über Ursprünge und Wandlungen totaler Mitgliedschaft“ (2013) verfasst hat, ganz abgesehen von Beobachtungen zu den „schrecklichen Kindern der Neuzeit“ (2014), als die wir heute allesamt irgendwie an uns leiden.
Die Rede von „stressintegrierten Kraftfeldern“, die Peter Sloterdijk in seiner Berliner Rede zur Freiheit 2011 bemüht, um politische Großkörper alias Gesellschaften zu beschreiben, lässt sich uno actu auch auf Parteien übertragen, ja sie verdeutlicht dort in noch höheren Maße, dass insbesondere Parteien „selbst-stressierende, permanent nach vorne stürzende Sorgen-Systeme sind, die Bestand haben nur in dem Maße, wie es ihnen gelingt, durch den Wandel der Tages- und Jahresthemen hindurch ihren speziellen Unruhe-Tonus zu halten, also gemeinsam Unruhe zu bewahren.“ Wer das Innenleben im status nascendi der AfD kennt, weiß, wovon hier die Rede ist, denn für sie gilt gleichermaßen: In ihr „muss ein stetiger, mehr oder weniger intensiver Streßthemenfluß für die Synchronisierung der Bewußtseine sorgen“, um die Mitgliedschaft alias Basis in einer sich von Tag zu Tag regenerierenden Sorgen- und Erregungsgemeinschaft zu integrieren. Die AfD bestätigt demnach unmittelbar den auf sie als Partei angewandten ersten Hauptsatz der politischen Wissenschaft als Kunst der psychopolitischen Steuerung von Gemeinwesen: „Politische Gruppen sind Ensembles, die endogen unter thymotischer Spannung stehen“.
Die klassische Parteienbindung löst sich auf
„Die Funktion der Medien in der stressintegrierten Multi-Milieugesellschaft [alias Partei AfD] besteht darin, die Kollektive [alias die Parteibasis] als solche zu evozieren und zu provozieren, indem sie ihnen täglich und stündlich neue Erregungsvorschläge unterbreiten – Empörungsvorschläge, Beneidungsvorschläge, eine Vielzahl von Angeboten, die sich an die Sentimentalität, die Angstbereitschaft und die Indiskretion der Gesellschafter wenden. Aus diesen treffen die Rezipienten [alias Mitglieder] täglich ihre Auswahl. … Indem sie unter den angebotenen Möglichkeiten wählen, reproduzieren die in Dauernervosität schwingenden Großgruppen den Äter der Gemeinsamkeit, ohne welchen sozialer Zusammenhalt – oder auch nur ein Schein davon – … nicht entstehen kann“.
Die klassische Parteienbindung sowohl der Wähler als auch der Mitglieder selbst löst sich auf, hinsichtlich sowohl des Wahlverhaltens, als auch und insbesondere hinsichtlich des Modus operandi der Zugehörigkeit an sich. Die Partei repräsentiert auf diese Weise, was für die (auch post-)moderne Gesellschaft an sich gilt: Sie ist ein sozialer Großkörper, der nicht (mehr) versammlungsfähig ist. In Zeiten des Internets und der internetfähigen Telefone drücken sich Zugehörigkeit und Affinität nicht mehr durch körperliches Zusammenhocken in Hinterzimmern aus, die nur noch von etwa bloß 15% Aktiven besucht werden, aus denen sich die noch kleineren Funktionärstruppen rekrutieren, sondern in den offenen und geschlossenen Online-Media-Foren oder Facebook-Gruppen: Kommunikation vollzieht sich nicht mehr als Vereinsmeierei alten Stils, sondern ad-hoc im Hier und Jetzt des Ubiquitären, grenzen-, aber auch hemmungslos! Wenn man 21 Tausend Menschen „ständig mit Erregungen versorgen muss, damit so etwas wie soziale Kohärenz entsteht, ist das keine Kleinigkeit.“
Der Parteisoldat gehört der Vergangenheit an
Die Stärke der AfD kann nicht über das faktische Volumen ihrer Mitgliedschaft definiert werden. Allein der Blick auf die Zahlen der Follower und der Interaktionen auf Facebook zeigt die hier einschlägige Asymmetrie. Vielmehr kommt der qualitative Aspekt des Typus des Einzelmitglieds dazu, das – im Falle der AfD – oftmals das allererste Mal die politische Bühne betritt. Das heißt, da entscheidet sich ein „Einziger“ (im Sinne Max Stirners) ganz bewusst und aus freiem Willen, diesem Verein, in dem er Gleichgesinnte zu treffen meint, einzutreten und bringt sich mit voller Überzeugung, Inbrunst und Tatendrang ein. Das ist nicht (mehr) der gebundene Parteisoldat, der einst aus familiärer Tradition oder aus Zuwiderhandeln gegen diese in eine Partei eintrat und halt so mit dabei ist, eher träge, nur noch am Wahltag gespannt vor dem Fernseher, wenn das Ergebnis verkündet wird. Nein, hier betritt der (vor allen Dingen selbst-)bewußt sich zur Entscheidung Durchgerungen-Habende als Subjekt das Polit-Parkett mit hohem Anspruch: Da bin ich nun und will gehört werden!
Auf der einen Seite ist dies ein riesiges, die Altparteien erschreckendes Kapital der AfD, weil die entschiedenen AfD-Mitglieder deutlich aktiver sind und als Multiplikatoren ihrer Selbst Flyer verteilen, Stände besetzen und selbst Plakate kleben, dies drei bis vier Mal hintereinander aufgrund der zu führenden Wahlkampagnen in nur zwei Jahren. Auf der anderen Seite wächst dadurch (über-)proportional ein Maximalanspruch an Mitredenwollen, an Mitsprache und Mitentscheiden, der im soziologischen System Partei als solcher an sich nicht einlösbar ist und, insbesondere vor dem Petitum basisdemokratischer Wissensbildung, zur Enttäuschung führen muss.
Von hier ist es kein weiter Weg zum Skándalon der internen E-Kommunikation, nämlich derjenigen des Querulanten, des Zukurzgekommenen, des Strafenden im Shitstorm, der zwar nicht in der Verantwortung steht, aber (vielleicht gerade deshalb) alles besser weiß. Diese Intra-Kommunikation verursacht kollektiven Meinungs- und Erregungsdruck und den Zwang zur unmittelbaren Stellungnahme. Der, der frech ist, schneller meckert, gewinnt in diesem Treibhausklima. Permanente Rechtfertigungs- und Abwehrkämpfe sind die Folge. Wer sich wehren muss, hat das Nachsehen und das sind meist die Funktionäre auf Kreis-, Landes und Bundesebene, die jeweils von unten nach oben schießen bzw. von oben nach unten abwehren, die das Parteikollektiv jederzeit in Bewegung halten müssen. (Es geht hier ums strukturell Prinzipielle, was natürlich gerade nicht bedeutet, dass jede Einzel-Kommunikation in der Vertikalen querulantischen Charakter in sich bergen müsse!).
Der Befund des zweiten und dritten Hauptsatzes Sloterdijkscher Provenienz: „Politische Aktionen werden durch Spannungsgefälle zwischen Ambitionszentren in Gang gebracht“ und „Politische Felder werden durch den spontanen Pluralismus selbstaffirmativer Kräfte geformt, deren Verhältnisse zueinandner sich kraft interhypnotischer Reibungen verändern“ (2006, S. 37) ist unter den verschärften Bedingungen einer souveränen Mitgliedschaft in der Selbstreflektion der Partei noch nicht ausreichend angekommen bzw. verstanden worden, auch wenn insbesondere, aber nicht nur die hessischen Zustände augenfällige Zeugenschaft dafür abgegeben haben.
Erregungswellen verstärken sich gegenseitig
Mit Blick auf die äußere Kommunikation wissen wir seit Sloterdijks „Reflexionen eines nicht mehr Unpolitischen“, „dass Massenmedien, eben weil sie sind, was sie sein müssen, primär nicht informieren, sondern zeichenbasierte Epidemien erzeugen, dass es auf massenmedialer Ebene nie um Argumente geht, vielmehr um die Einspritzung mentaler Infektionen, vor allem aber…, dass es auf den Meinungsmärkten keine Missverständnisse gibt…Auf den Themenbörsen haben nur jene Verzerrungen einen Marktwert, die dem Verzerrer Profit eintragen (Verzerrer als technischer Ausdruck wie Schalldämpfer oder Lautstärkeregler zu verstehen).“
Hier wirken in skandalträchtiger Weise zwei Modi von Erregungswellen aufeinander, die sich wechselseitig verstärken und damit jeweils neue Inhalte erzeugen. Der Medien-induzierte Infekt von außen und die vertikale und horizontale Erregungskommunikation von oben und unten, von vorne und von hinten im Innern: Sie führen – über selbstverstärkende Faktoren – zu einer an sich nicht intendierten vermeintlichen Ausdifferenzierung von Positionen: Flügelbildung, die zunächst nicht Resultat einer veritablen politischen Auseinandersetzung ist, sondern eines medial verstärkten responsiven Missverständnisses. Das Paradebeispiel: Das Bonmot des in einem einstündigen Interview in einer Sekunde daher gesagten „Kontrollfreak“ harrt binnen Minuten einer Antwort in gereizter Stimmung, da die getätigte Aussage nun zur eigenwertigen Nachricht wird und auf die als in die Welt gesetzte Nachricht als nachrichtliches Faktum reagiert werden muss. So schaukelt sich das wechselseitig hoch und am Ende sehen sich Menschen als Akteure gegenüber, die sich so zunächst nicht kannten oder kennen wollten und sich, über affektgelenkte Regungen unterschiedlicher Anhängerschaft ungewollt weiter entfremden, was wiederum von anderen Prätendenten für taktische Zwecke missbraucht wird.
Um diesen Befund noch solider zu fundieren, ist im Hinblick auf die Innenansicht der Partei zur Euphorie im Anfang der AfD und ihren Grundkonsensus im Frühjahr 2013 zurückzukehren und zur Person, die im Wesentlichen Beides symbolisiert hat: Die Gründungsfigur Bernd Lucke. Auch wenn er es nicht alleine war und die Partei noch über kein umfassendes Parteiprogramm verfügte, gab es den gegen die Politik der „Altparteien“ gerichteten Kanon, ja allein der Begriff der Altparteien war und ist Kampfbegriff noch heute. Mit den Themen Eurorettungswahn, gesteuerte Zuwanderung, Bildungs- und Familienpolitik sind die Felder besetzt, in denen die Bestandsparteien zu scheitern drohen und ein lautes „So-Nicht weiter!“ nicht nur gesellschaftsfähig, sondern geschichtsmächtig geworden ist. Im medial auserkorenen Bernd Lucke bündelten sich Projektionen all derer, die das So-Nicht-weiter! als Überzeugungstäter zur eigenen Sache machen und zum Erfolg bringen wollten. Alle weiteren Positionen konnten in die Alternative für Deutschland als Partei der Latenz hinein, und ihr herbeigesehnter unaufhaltsamer Aufstieg in die konkret anfassbare Gründungsfigur Lucke, an sich, darin Merkel nicht unähnlich, eigentlich ein Anti-Charismatiker, projiziert werden: „Die Subjektwerdung durch den überhöhten Anderen stellt sich in dieser Sicht als ein Zwischenschritt zur eigentlichen Selbstergreifung dar…Mit dem medialen Modus von Heldenverehrung treten wir in das Affektregime des entfalteten Massennarzissmus ein. Die Prominenz auf massentypische und mediengemäße Weise verehren – das bedeutet die Wahrnehmung radikal der Projektion unterordnen und ohne Rücksicht auf die Eigenschaften des bewunderten Gegenstands das subjektive Verlangen nach Idealisierung, Verklärung, Überschätzung ausleben“, diagnostiziert Sloterdijk massen-phänomenologisch. Hätte die Republik nur aus AfDlern bestanden, wären die deutschen Straßen abends bei Talkshows, zu denen Bernd Lucke im Wahljahr 2013 geladen war, komplett leergefegt gewesen, da alle, kurzfristig informiert durch Facebook, an der Tele-Kommunion des medialen Hochamts teilgenommen hätten.
Diese Projektion, die, mit einigen Kratzern bis zum Bremer Parteitag im Frühjahr 2015 trug, ist nach menschlichem Ermessen in der Vehemenz des permanenten Rechtfertigungsdrucks in erhöhter Gereiztheit kaum auf Dauer aufrechtzuerhalten bzw. bedienbar. Zu massiv ist der allgegenwärtige Sturm der Aufgeregtheiten in allen Gliederungsebenen derer, die sich aufgrund ihres persönlichen Eigeninvestments auch nicht zu Unrecht als aktivlegitimiert begreifen, jedes und alles kommentieren zu können glauben und, auch dies nur verständlich, Anerkennung für Ihr Engagement erwarten. Doch ist dies einlösbar?
„Im Begriff der Masse(nbasis) sind Merkmale mitgesetzt, die per se zu einer Vorenthaltung der Anerkennung geneigt machen (…) zum einen deswegen, weil Anerkennung – wie Aufmerksamkeit – eine Ressource ist, deren Wert mit ihrer Knappheit korreliert; zum anderen weil die Prätendenten auf Anerkennung, indem sie sich unaufhörlich vermehren, sich notwendigerweise gegenseitig überfordern; (…) Die akademisch orientierte Philosophie ist dem Thema ausgewichen, und die [Partei-]Öffentlichkeit ist fortwährend zu sehr von Kämpfen um Anerkennung sowie von Strömungen der Verachtung zerklüftet, um sich eine freie Sicht auf das Kampfgelände verschaffen zu können. (…) Man versteht von dem Konzept Partei, mit dem sich die politischen Kollektivakteure spätestens seit dem 19. Jahrhundert selbst bezeichnen, nicht genug, wenn man sie nur als Parteien von Interessen auffasst. Die authentischen politischen Gruppen, [und mit der AfD haben wir es explizit und in erhöhtem Maße mit einer solchen zu tun] sind immer zugleich Kraftfelder, in denen sich Leidenschaften der Selbstachtung formieren. Sie wollen von nun an die Geschichtsbücher füllen und als öffentliche Größen gewürdigt werden, denen der Aufschwung von der gekränkten Trägheit in die ausdrucksnächtige Subjektivität gelungen ist“. Hiernach kann nicht weiter verwundern, mit welcher Vehemenz und Niedertracht in alle Richtungen hin mit Verbalinjurien bis ins Persönliche herum geschmissen wird, was medial im Draußen – fälschlicherweise, da auch der Funktionsmodus „Partei“ im Sinne, dass „Rhetorik als Kunstlehre der Affektlenkung in politischen Ensembles angewandte Thymothik“ ist, unverstanden bleibt – so verkauft wird, die AfD würde sich gerade selbst zerlegen, eine Botschaft, die ihrerseits wieder dazu taugte, das das Spektakel AfD von außen beobachtende Kollektiv in Erregung zu versetzen.
Mangels tätiger Praxis in Straßenwahlkampfloser Zeit schwelt die Ungeduld, dass es nicht weitergeht, verbreitet sich Unsicherheit als Unzufriedenheit bei den Aktiven, wenn die Projektion auf die akzeptierte Lichtgestalt zu bröckeln beginnt und neue Figuren ausgemacht werden müssen, um die Lücke zu kompensieren, die sich notwendigerweise im weiteren Prozess im permanenten Bewegungsmodus auftut. In diesem Kontext erhellt die Rede der „integralen Einschwörung“ im Sinne eines Prinzips der totalen Mitgliedschaft die aktuelle Lage, die Sloterdijk in seiner kleinen religionssozilogischen Studie „Im Schatten des Sinai“ bemüht. Die Übertragung des Gedankens wird schnell evident: Indem sich die Partei radikal absetzt gegen vermeintliche Entwicklungstendenzen in Richtung einer künftigen FDP 2.0 oder CDU 2.0, betreibt sie eine „Selbstinklusionsmaßnahme“, die das Ziel verfolgt, „eine möglichst unüberwindliche Innen-Außen-Differenz aufzurichten – eine Differenz, deren reine Durchführung doppelt gefährdet ist. Von innen durch das jederzeit aktuelle Risiko des Abfalls, beginnend mit der Gleichgültigkeit gegen die Tradition (hier den Gründungs-konsens), von außen durch Repressionen und Assimilationsangebote “ seitens der noch dominierenden Altparteien. Es lässt sich hier trefflich weiter paraphrasieren: „Wo der „Zaun“ um die AfD als „Sonderexistenz“ nicht nur durch wiederholte Verheißungen, sondern auch mit den Mitteln chronischer Selbstermahnung, ja sogar ständiger Selbstdrohung errichtet wird, wandelt sich die gewöhnliche politische Phobokratie, ohne die sich die Herausbildung größerer hierarchisch strukturierter Herrschaftssysteme von antiken Tagen an nicht vorstellen lässt, zu einer neue Form vom primär nach innen wirkender Furchtsteuerung.“
Nicht umsonst begann die „Erfurter Resolution“ mit der akuten Beschwörungsformel, das Projekt der AfD insgesamt sei in Gefahr, den normativen Kern an Botschaften verstärkend, der zwar ohnehin an sich die Seinsgrundlage der AfD darstellte, aber in Zeichen von Frust und Unsicherheit ein zusätzliches Quantum an Radikalisierung bereitzustellen schien. Was diese eigentlich als Einschwörung gegen das Außen gerichtete Selbstverstärkung aber im konkreten Fall des Erfurter Papiers zum Skandal macht(e), war, dass sie sich kollateral sublim als interne Flügelabweichung gerierte und ein Bekenntnis nicht mehr zum eigentlich Selbstverständlichen, sondern zur Binnendifferenzierung mehr ex- als implizit mit einforderte. Die Initiatoren der „Erfurter Erklärung“ probten, indem sie an sich Selbstverständliches sagten, wie sie es sagten und zu welchem Zeitpunkt sie es so sagten, wie sie es gesagt haben, den virtuellen Putsch, denn das, was sie sagten, musste im Sinne der Erregungs- und Empörungsspirale so verstanden werden, wie es verstanden werden wollte und sollte.
„Opfer der ersten … Welle sind in der Regel die Pioniere, Urheber, Initiatoren, die in der Angriffsperiode der Revolution an der Spitze der Massen standen; dagegen treten an die erste Stelle Leute zweiten Kalibers,… Hinter den dramatischen Duellen der ‚Koryphäen‘ auf der offenen politischen Bühne gehen Verschiebungen in den Verhältnissen zwischen den Klassen vor sich, und, was nicht weniger wichtig ist, einschneidende Veränderungen in der Psyche der gestern noch revolutionären Massen“, wusste schon Leo Trotzki in den in seinem Stückchen „Die verratene Revolution“ aufgezeigten Parallelen des Thermidor in der Französischen und der Russischen Revolution. Diagnostisch bringt es, hier auf den historischen Moment der AfD bezogen, die Sloterdijksche Anleihe auf den Punkt:
„Die Aktualisierung des sozialen Zusammenhangs im Empfinden der Gesellschafter [Mitglieder] kann jedoch nur durch chronischen symbolisch erzeugten thematischen Streß erfolgen. Je größer das Kollektiv, desto stärker müssen die Streßkräfte sein, die dem Zerfall des unversammelbaren Kollektivs in ein Patchwork aus introvertierten Clans und Enklaven entgegenwirken. Solange ein Kollektiv sich über die Vorstellung, dass es sich abschafft, bis zur Weißglut erregen kann, hat es seinen Vitalitätstest bestanden. Es tut, was gesunde Kollektive am besten können, es regt sich auf, und indem es sich aufregt, beweist es, was es beweisen soll, nämlich dass es unter Streß in sein Optimum kommt“.
Erst nach 2 Jahren also, nach dem Bremer Parteitag, der die künftige Führungsstrukturbeschloss, kommt der 6. Hauptsatz der „Theorie der Stolz-Ensembles“ zur reinen Geltung: „Machtkämpfe im Innern politischer Körper sind immer auch Vorrangkämpfe zwischen thymotisch geladenen, umgangssprachlich: ehrgeizigen Individuen mitsamt ihren Gefolgschaften; die Kunst des Politischen schließt darum die Verfahren der Verliererabfindung ein“. Das bedeutet vor allem auch: Wirken im Politischen bedarf der Empathie, da das Politische gerade nicht der Habermas´schen Rationalität der Verständigungsverhältnisse gehorcht.
Hier schließt sich der Kreis, der zum vom öffentlichen Parteien- und Medienestablishment öffentlich inszenierten Dauertribunal führt, in dem das Stück der AfD , in so offensichtlicher Regieführung als einer ausgegrenzten Partei mit als rechtspopulistisch verunglimpfter Mitgliedschaft aufgeführt wird, dass die bürgerlichen Mitspieler und Zuschauer der Mitte sich doch bitte nicht angesprochen fühlen, bei dieser Truppe mitzumachen. Hier also findet die integrale Selbsteinschwörung ihr Pendant im Außen, denn im übergeordneten Parteiensystem wird dem emporschießenden und allein dadurch schon zu demütigenden hässlichen Neuling konsequent der Platz im Diesseits der Hauptbühne des, wie es so schön heißt, demokratischen Spektrums verweigert und die totale Ausgrenzung geprobt: Jedes Mittel, seinen Aufstieg mit unlauteren Mitteln zu verhindern, ist Recht, jede Demütigung erlaubt.
Die AfD wird auf diese Weise medial verzerrt zum Skandal. Dabei verhält es sich umgekehrt: Nicht die AfD ist der Skandal, sondern dass die Verhältnisse aufgrund der Altparteienkoalitionen so geworden sind, dass es ein veritables Bedürfnis nach ihr gibt! Da grenzt es doch, ihre genannten psychopolitischen Entstehungsbedingungen im Innen und Außen zugrunde gelegt, an ein wahres Wunder, dass es die AfD bis hierher geschafft hat. Aber auch wieder nicht, denn die AfD, soviel ist sicher, ist gekommen, um zu bleiben – aller akuter und immer wieder neu sich einstellender Erregungszustände zum Trotz, denn das, was in der AfD vibriert und nicht zur Ruhe kommt, ist ganz normaler modus vivendi einer neuen politischen Bewegung mit starken Sendern im erhöhten Frequenzbereich.
Joachim Starbatty wird heute am 9. Mai 2020 80 Jahre jung. Ich gratuliere ihm zu seiner großartigen Lebensleistung und ich gratuliere ihm als Freund, der er mir geworden ist, seit wir Berliner ihn 2013 für die AfD als unseren Spitzenkandidaten gewinnen konnten und ich ihn während der Kampagne zur Bundestagswahl 2013 eng begleiten und seine Berliner Auftritte managen durfte.
Seine umfassende Kenntnis, die tiefe Überzeugungskraft und Leidenschaft seiner €urogegnerschaft, die er für uns – anfangs noch als Nichtmitglied – mit in die AfD brachte, kann man sich hier bei diesem einen von vielen Auftritten noch einmal in Erinnerung rufen.
Er hat 2013 aber nicht nur als bestechender Wissenschaftler mit seinen Aussagen zum Finanz- und Währungsystem überzeugt, sondern auch als Politiker ein klares ehrliches Bekenntnis zur AfD abgegeben und damit unserer Partei genau das Wählerpotential aktiv mit erschlossen, auf das wir heute noch mehr als damals, als wir es noch hatten, angewiesen sind.
“Der Berliner Spitzenkandidat der AfD, Joachim Starbatty, will auch dem möglichen Scheitern seiner Partei an der Fünf-Prozent-Hürde weiter in der Politik bleiben. „Sollten wir die fehlenden Prozente nicht mehr erreichen, dann werde ich mich voll auf die Europawahl konzentrieren“, sagte Starbatty der Berliner Morgenpost. Aus seinem Engagement für die AfD sei eine „persönliche Freundschaft“ geworden, die lange halten werde. Der emeritierte Professor sagte weiter: „Es ist ein Unterschied, ob man als Emeritus sagt, ich schreibe noch ein Lehrbuch, oder ob man sich voll ins politische Getümmel stürzt.“ Zu Beginn seine Kandidatur hatte Starbatty gesagt, der Weg in die Politik sei „sein Abenteuer“. Dieses Abenteuer, sagte er, habe gerade erst begonnen.”
Dieses Abenteuer gipfelte denn auch in der erfolgreichen Wahl der AfD 2014 und unserem Einzug in das Europäische Parlament mit 7 Abgeordneten.
Am Wahlabend zum erfolgreichen Einzug der AfD in das Parlament der EU in Berlin.
Anders als Andere, die auf den Schultern unseres AfD-Wahlerfolgs in Mandate gekommen und dann aus der Partei ausgetreten sind, hat Joachim Starbattty, der nach dem Lucke´schen Wegruf (sic!) und dem schicksalhaften Essener Parteitag 2015 die AfD leider auch verlassen hat, nie nachgetreten oder sich an Diffamierungen der AfD (als vermeintlich nach zu weit rechts abgerutscht oder, wie Hans-Olaf Henkel, als “Monster”) beteiligt. Er blieb sich treu und wußte trotz allem und letztlich doch immer, wem er seinen allzu verdienten Einzug in das Parlament der EU zu verdanken hatte.
Als mehrfacher Kläger beim Bundesverfassungegericht und unermüdlicher Verfechter einer seriösen €urokritik, die Kernthema der AfD war, ist und bleiben wird, wird er mit seinem Wirken auch mit der Anfangsphase der AfD immer positiv verbunden bleiben. Seine fünfjährige Mandatszeit im Europäischen Parlament von 2014 bis 2018, die er als parteiloser Politiker beendet hat, resümiert er so:
Männer wie ihn gibt es leider nur noch – wenn überhaupt – selten, aber genau solche Männer brauchen wir in der AfD, und zwar viel mehr davon, wenn wir die enormen und unerhörten Herausforderungen, denen wir begegnen werden, kommen wir eines nicht allzu fernen Tages in die Situation, unser Land tatsächlich (mit) regieren zu können oder zu müssen. Denn wenn das der Fall sein wird, ist unser Deutschland bereits ein anderes als das, was wir heute haben und das, welches wir 2013 hatten, als ich mit Joachim Starbatty unseren ersten AfD-Wahlkampf gemacht habe.
Und ja, er war sogar bereit und wollte nach Auslaufen seines EU-Parlamentsmandats 2019 noch einmal in unsere AfD zurückkommen. Er wäre eine echte “Zierde für den Verein” gewesen. Seine Wiederaufnahme wäre geradezu DAS Zeichen für eine Art öffenticher Rehabilitation der AfD geworden, ganz nach dem Motto: Leute, wir haben 2015 mit dem Parteiaustritt einen echten Fehler gemacht, den ich heute bedaure. Es gibt nur diese eine AfD als Alternative zu den Altparteien, die eine Alternative ZU Deutschland planen, aber eben keine FÜR Deutschland sind.
Leider ist es dazu nicht mehr – oder vielleicht doch: noch nicht – gekommen. Ob er sich das jenseits der 80 allerdings wirklich noch antun sollte, da habe ich heute doch meine Zweifel. Denn es sieht so aus, als sei der Markenkern, den er wie wenige Andere positiv besetzen konnte und könnte, durch die bekannten medialen Entwicklungen der letzten Zeit (vermeintliche Flügeldominanz, Leute mit offen eingestandenen Bezügen zu rechtsextremistischen Gruppierungen etc.) bereits dermaßen angeschlagen und beschädigt, dass seine erneute Mitgliedschaft auf sein Lebenswerk eher einen Schatten werfen, als umgekehrt der AfD in der jetzigen Lage mehr Licht geben könnte.
Darum halte ich hier inne und nehme seinen Ehrentag als Ansporn für uns dafür, dass wir als und in der AfD heute viel dezidierter für unseren eigentlich freiheitlich-bürgerlich-konservativen Markenkern arbeiten und kämpfen müssen, ihn also wieder als solchen kenntlich machen, schärfen, und polieren, damit die Marke AfD der blau-leuchtende Kristall in der bundesdeutschen Parteienlandschaft wird, der den Wählern die Augen für unser Programm in bester Absicht öffnet und wieder Lust auf mehr von uns macht.
Mein Plädoyer für die Stärkung des freiheitlich-bürgerlichen Markenkerns der AfD im Sinne bürgerlicher Dissidenz geht klar einher mit der Erwartung, dass sich dann auch (wieder) andere Dissidenten wie ein Prof. Max Otte, ein Prof. Stefan Homburg, der schon einmal auf dem Bremer Bundesparteitag bei uns auftrat, Leute wie Thilo Sarrazin, aber auch ein Hans-Georg Maaßen ernsthaft die Frage stellen müssen, nicht ob, sondern wann sie über ihren Schatten springen und begreifen, was ich ihnen seit Jahren ins Stammburch schreibe: Bürgerliche Mehrheiten eines vernünftigen politischen Realismus gegen die öko-sozialistische (Alb-)Träumerei gibt es künftig nur MIT und nicht ohne oder gar gegen die AfD!
Vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945, ging der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende. Die Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde durch das Deutsche Reich und die alliierten Siegermächte besiegelte das Ende der Kampfhandlungen zwischen Deutschland und seinen militärischen Gegnern. Zugleich setzte die bedingungslose Kapitulation der nationalsozialistischen Eroberungs- und Vernichtungspolitik ein Ende, die in deutschem Namen seit 1939 unermessliches Leid über die Völker Europas gebracht hatte. Ihr waren 6 Millionen Juden, 3 Millionen sowjetische Kriegsgefangene und hunderttausende Sinti und Roma, Euthanasieverfolgte und Zwangsarbeiter sowie unzählige politisch, religiös, rassisch, wegen ihrer sexuellen Orientierung oder anderer Gründe Verfolgte zum Opfer gefallen. Insgesamt kamen zwischen 1939 und 1945 mindestens 50 Millionen Militärangehörige und Zivilisten ums Leben.
Für Millionen Inhaftierte und Überlebende, die unter der nationalsozialistischen Gewalt- und Vernichtungspolitik gelitten hatten, war der 8. Mai ein Tag der Befreiung. Ebenso empfanden viele Gegner des Nationalsozialismus und Bewohner der von Deutschland besetzten Länder das Kriegsende als Befreiung. Trotzdem ist der 8. Mai 1945 kein allgemeines Symbol der Befreiung.
Denn gleichzeitig mit der Zerschlagung des Nationalsozialismus begingen die Alliierten ihrerseits schwere Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen, insbesondere die sowjetischen Armeen im östlichen Teil Deutschlands und Europas. So mussten ca. 14 Millionen Deutsche aus ihrer angestammten Heimat im Osten Deutschlands und Europas fliehen oder wurden vertrieben. Dabei kamen ca. 2 Millionen Menschen ums Leben. Ca. 860.000 deutsche Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt, oftmals mehrfach. Hunderttausende deutsche Zivilisten wurden aus Deutschland und Osteuropa in die Sowjetunion deportiert, ebenso wie hunderttausende polnische, ukrainische, baltische, finnische, kaukasische, krimtartarische, kalmykische, bulgarische, moldauische und andere osteuropäische Zivilisten. Ein hoher Prozentsatz der Deportierten kam dabei ums Leben. Ohne Rücksicht wurden von der Sowjetunion neben drei Millionen deutschen Kriegsgefangenen, von denen nur ca. 2 Millionen nach Deutschland zurückkehren sollten, auch Millionen eigentlich befreite, ehemalige sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in sowjetische Arbeitslager deportiert, vom Schicksal der Kosaken und Anhänger Wlassows ganz zu schweigen. Jeder, der sich der Sowjetisierung Osteuropas in den Weg stellte, wurde rücksichtslos interniert, deportiert oder liquidiert.
Vor diesem Hintergrund taugt das geschichtsträchtige Datum des 8. Mai 1945 nicht zu einem allgemeinen Symbol der Befreiung. Denn Stalin und Ulbricht waren keine Befreier. Der Begriff der Befreiung wird den Opfern der sowjetischen Unterdrückung in Osteuropa nicht gerecht. Für viele Ostdeutsche und Osteuropäer wurde 1945 lediglich eine Diktatur durch eine andere ersetzt. Deshalb ist es angebracht, im Hinblick auf den 8. Mai 1945 von einer „halben Befreiung“ Deutschlands und Europas zu sprechen. Denn während das nationalsozialistische Unrecht durch die Niederlage Deutschlands beendet wurde und im Westen in den Jahren nach der Kapitulation eine Perspektive für die Versöhnung der ehemaligen Kriegsgegner und einen demokratischen Wiederaufbau eröffnet wurde, errichtete Stalin im Osten Deutschlands und in Osteuropa neue Diktaturen sowjetischer Prägung.
Erst mit dem Umbruch in Osteuropa ab 1989 und der Friedlichen Revolution in der DDR zerfiel das sowjetische Imperium. Und erst der Sturz der SED-Diktatur im Herbst 1989 brachte Ostdeutschland und Berlin die Befreiung.
Jedes Gedenken an den 8. Mai 1945 muss dieser Ambivalenz des Kriegsendes Rechnung tragen. Die Deutschen sind am 8. Mai 1945 vom Nationalsozialismus befreit worden, aber Freiheit und Demokratie hielten in ganz Deutschland erst 1989 Einzug. Eine bis heute treffende Bewertung des 8. Mai 1945 stammt von Theodor Heuss, dem späteren ersten Bundespräsidenten. Vier Jahre nach Kriegsende skizzierte er die doppelte Bedeutung des 8. Mai 1945 wie folgt:
„Im Grunde genommen bleibt dieser 8. Mai 1945 die tragischste und fragwürdigste Paradoxie der Geschichte für jeden von uns. Warum denn? Weil wir erlöst und vernichtet in einem gewesen sind.“
Erlösend waren die Zerschlagung des Nationalsozialismus, die Befreiung der Konzentrationslager und das Ende des Krieges. Vernichtend waren die Schutzlosigkeit gegen Willkür der Sieger, der Verlust nationaler Selbstbestimmung, die Zerstörung von Städten und Kulturgütern, das Elend der Kriegsgefangenen und Zivildeportierten, der Verlusts eines Drittels des Staatsgebietes und die Vertreibung, die deutsche Teilung und schließlich die Errichtung einer neuen Diktatur in der DDR.
Der 75. Jahrestag des 8. Mai 1945 gibt Anlass, zurückzublicken und sich des Krieges, aber auch der Leistungen des Wiederaufbaus nach 1945 und der Versöhnung zwischen den einstigen Kriegsgegnern zu erinnern. Die Kriegstoten, getöteten Zivilisten, Ermordeten, Vergewaltigten, Geschändeten und Vertriebenen mahnen uns, Krieg und Diktatur für immer zu ächten. Nie wieder dürfen die europäischen Völker gegeneinander Krieg führen.
75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verneigen wir uns vor den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft. Gleichzeitig ehren wir das Andenken all derjenigen, die der Politik des Krieges, der Vernichtung und der Barbarei Widerstand entgegengesetzt oder schlicht unter widrigen Umständen die Menschlichkeit bewahrt haben.
Dabei ist es uns eine bleibende Verpflichtung, die Erinnerung an die Verbrechen jener Jahre wachzuhalten und zukünftige Generationen vor totalitären Verlockungen zu bewahren.
Zu diesem Zweck unterstützen wir die Arbeit der Gedenkstätten, Mahnmale und Museen, die an den Krieg und die totalitären Gewaltregime des 20. Jahrhunderts erinnern und über sie aufklären. Das sind wir den Opfern des Krieges, aber auch uns selbst schuldig.
In einer Zeit, in der die überlebenden Zeitzeugen weniger werden und das Interesse an Geschichte nachlässt, gilt es nun, über neue Formen des Gedenkens zu reflektieren. Es ist gut, dass in Berlin allgemein akzeptierte Räume der Mahnung und Erinnerung an die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und den Zweiten Weltkrieg geschaffen wurden. Dazu gehören an zentraler Stelle die Topographie des Terrors, das Holocaust-Mahnmal mit dem Ort der Erinnerung und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Diese Orte müssen in absehbarer Zeit nun durch ein Mahnmal für die Opfer des Kommunismus ergänzt werden. Unsere Verantwortung für die Geschichte verlangt, die Erinnerung für das Geschehene auch für zukünftige Generationen wachzuhalten. Die Erfahrung von Krieg, Nationalsozialismus und Kommunismus ist uns eine bleibende Verpflichtung, für Frieden, Freiheit und Demokratie einzutreten und insbesondere jede Form von Antisemitismus entschieden zu bekämpfen.
(Unser Antrag der AfD-Fraktion Berlin im Berliner Abgeordnetenhaus zu diesem einmaligen gesetzlichen Feier-Gedenktag in Berlin)
Grundlage meines politischen Ansatzes im Hinblick auf wirtschaftstheoretische Fragestellungen ist die Eigentumsökonomik von Prof. Dres. Gunnar Heinsohn und Otto Steiger, die darauf beruht, daß das wesentliche Element unserer gesellschaftlichen Ordnung das Eigentum ist. Die Privateigentumsordnung schafft – zunächst erst einmal völlig wertfrei – einen gesellschaftlichen Zusammenhang von Gläubigern und Schuldnern, dem sich kein Individuum entziehen kann. Das macht die Lage kompliziert, denn Jeder ist sowohl Gläubiger als auch Schuldner. Grundlegend hierzu: Steiger 66 Thesen
Aus diesem Ansatz ergibt sich auch eine klare Krisenanalyse des Europäischen Zentralbankensystems und der €-Krise, die folgerichtig nur in der Auflösung dieses Währungsverbundes gelöst werden. Hierzu: Die große Krise, Warum und Wieso?!
II. EUROPA, DAS INDIVIDUUM UND DIE FREIHEIT
Hier möchte ich unterstreichen, dass die europäische Zivilisation eine tatsächlich großartige Errungenschaft ist. Weil sie die Freiheit des Individuums und seine freie Persönlichkeitsentfaltung begünstigt – was eine im Grunde extrem hohe Herausforderung und teilweise auch Belastung für Viele darstellt: 24 Stunden Freiheit zu ertragen und bewusst zu leben, ist eine persönliche Herausforderung, der nicht Jeder gewachsen ist. Darum sehe ich die AfD stets als eine Bewegung von MUT-Bürgern, und nicht von Wut-Bürgern. Wir müssen Zukunft gestalten und offen sein, für Kommendes, aber immer eingedenk, woher wir kommen und wer wir sind. Es ist diese Optik auf Europa, die ich stark machen will, die das zentralistische Politprojekt der Brüsseler Eurokraten im Sinne eines bürokratischen Superstaats, infrage stellt. Europa kann im Sinne der Förderung gesellschaftlicher Organisation individueller Freiheit politisch auch ganz anders organisiert werden: subsidiär, wie es eigentlich sein sollte, also von unten her.
Wer heute über Europa nachdenkt, muss auch vordenken dürfen können. Vor dem Hintergrund der Funktionsbedingungen der Eigentumsökonomik kann der Einheits-€URO keinen Bestand haben. Wenn die Eurozone dann auseinander bricht, hat das natürlich auch Konsequenzen für den politischen Zusammenhalt der europäischen Gesellschaften bzw. deren Neusortierung entlang nicht unbedingt identischer Interessenlagen. Ein Denkmodell, in welche Richtung so etwas durchaus auch laufen könnte, derzeit zwar unerhört, aber übermorgen vielleicht schon ansatzweise denkbar und politisch tabufrei zu diskutieren, ist Gunnar Heinsohns Gedankenspiel eines Europa 2.0., das ich hier gerne zur Kenntnisnahme empfehle.
In diesem sozio-kulturellen Kontext sehe ich die politische Debatte um den Islam, einer Kultur, in der die Freiheit des Individuums und der freien Persönlichkeitsentfaltung – anders als in Europa – eben nicht im Mittelpunkt steht. Was die Herausforderung des Islam für Europa und Deutschland betrifft, ist mein Gewährsmann für gestaltende Politik der Alternative für Deutschland ein Glücksfall für unser Land: Hamed Abdel-Samad. Auch in seinem neuen Buch über Mohammed zeigt er sich als unverwüstlicher Aufklärer im besten Sinne:dieses hohen Wortes und hat darüber erneut in Berlin gesprochen, s. Link: https://www.youtube.com/watch?v=ehsWP7uAeKk.
III. DEMOGRAPHIE UND ZUWANDERUNG:
Mit dem Aufsatz von Prof. Dr. Gunnar Heinsohn mit der Reiz-Überschrift Finis Germaniaebereits aus dem Jahr 2008 ist bei mir ein Impuls ausgelöst worden, der mich schließlich, wenn auch erst wieder Jahre später, zurück in die Politik – also in die AfD – führte. Die AfD vertritt hier die vernünftige Position, die lautet: Wir müssen offener werden für Talente und restriktiv gegenüber eher chancenlosen Flüchtlingen. Daher auch das richtige Desiderat eines deutschen Zuwanderungsgesetzes nach kanadischem Vorbild.
Das globale Flüchtlingsproblem können weder Deutschland noch Europa als Zufluchtsregionen lösen. Vielmehr muss von Europa der Impuls ausgehen, mitzuhelfen, in den instabilen Krisenregionen eine rechtsstaatliche eigentumsbasierte eigenständige Entwicklungsdynamik zu etablieren, um den Menschen vor Ort Perspektiven auf ein besseres Leben in der Heimat zu ermöglichen. Ganz in dieser Richtung hat unabhängig von den theoretischen Einsichten Heinsohn/Steigers auch Hernando de Soto mit seinem ILD, Instituto de Libertad y Democracia in Lima/Peru, das eigentumsökonomische Paradigma als entwicklungsökonomischen Lösungsansatz praktisch erfolgreich umgesetzt. Auch wenn sich der Entwicklungspfad auf der Grundlage von Eigentum und Recht und Freiheit im entwicklungssoziologischen Diskurs global noch nicht durchgesetzt hat, ist ohne ihn ein Umsteuern auf eigenständiges und eigentumsbasiertes Wachstum und den entsprechenden Wohlfahrtsgewinnen im Nahen Osten und weiten Teilen Afrikas nicht denkbar.
Die ungeheure wirtschaftliche Dynamik Chinas nachholender Entwicklung beweist ein ums andere Mal die Validität des eigentumsökonomischen Paradigmas. Die korrespondierende aktuelle Krisendynamik Chinas beobachte ich im Übrigen weiter bei Daniel Stelter und seinem nicht umsonst so überschriebenen Blog: beyond the obvious.
IV. DEUTSCHLAND UND DIE ZUKUNFT
Auch wenn Viele das schon gar nicht mehr begreifen oder wahr haben wollen: Wettbewerbsfähigkeit ist nicht alles, aber ohne Wettbewerbsfähigkeit ist alles nichts! Wir brauchen uns in Deutschland über Vieles gar keine Gedanken mehr machen, wenn wir die materielle Basis für unseren Wohlstand erodieren lassen oder sogar aus ideologischen oder ökoreligiösen Gründen selbstverschuldet aktiv schädigen. Einer dieser Pfeiler unserer Wettbewerbsfähigkeit WAR Bildung. Das Zeitalter, in dem das Humboldtsche Bildungsideal Maßstab war, ist vorbei, wie Dr. Konrad Adam feststellt.
Dabei geht es nicht nur um die Kritik des Bologna-Prozesses, sondern materiell um den Verlust Deutschlands bei den Kompetenzen in den naturwisschenschftlich-technischen MINT-Fächern, auf deren Grundlage Fortschritt und Wettbewerbsfähigkeit überhaupt erst aufbauen.
“Wenn man Weltmarktführerschaft daran erkennt, dass Spitzenreiter und Hauptverfolger aus demselben Land kommen (bei Kameras etwa Nikon und Canon in Japan), dann schafft China diesen Sprung noch vor seinen Siegen bei FinTech– und Bilderkennung bei zivilen Drohnen. (DJI aus Shenzhen und Yuneec aus Jinxi). 2017 will man aus einheimischen Komponenten der Menschheit ersten Exascale-Computer fertig haben, der pro Sekunde eine Milliarde Milliarden Operationen ausführt. Unter den Fortune Global 500 von 2017 halten Chinesen 115 Positionen (nach 9 im Jahre 1997), darunter die Plätze 2, 3 und 4. Singapur steigt von null auf drei, Taiwan von einer auf sechs Weltfirmen. Japan fällt kräftig zurück, Korea hält sich. Deutschland sinkt von 47 auf 29 Unternehmen. Die mit viel mehr, aber auch viel besser qualifizierten Migranten gesegnete Schweiz schlägt sich mit einem Rückgang von 20 auf 14 ungleich besser. Deutschlands Abstieg korreliert bei der globalen Wettbewerbsfähigkeit mit dem Wechsel von Platz 6 auf Platz 13 zwischen 2012 und 2016. Bei der erstmals gemessenen digitalen Kompetenz reicht es global sogar nur für Platz 17. Parallel dazu fallen die Viertklässler bei TIMSS vom 12. Platz 2007 auf den 24. im Jahre 2015 (nach dem 16. für 2011).
Die Schicksalfrage lautet, und an ihr kommt Politik nicht vorbei und darum müssen wir uns als Alternative für Deutschland ihr hauptsächlich stellen: Wie kann der offenbare Abstiegstrend Deutschlands gestoppt und gedreht werden?Darum das klare Fazit: Grün wählen, muss man sich leisten können. AfD nicht-wählen, wird man sich bald nicht mehr länger leisten können!