Die Entscheidung, nach 10 Jahren als dienstältester Landesschatzmeister der AfD auf eine erneute Kandidatur zu verzichten und das Amt nach 3612 Tagen letztendlich doch abzugeben, erfolgte einerseits auf dem Parteitag spontan und überraschend, wuchs in mir allerdings still und allmählich im Vorfeld schon etwas länger heran.
Bei meiner Wiederwahl 2021 zur 5. Amtszeit als Landesschatzmeister war es mir noch einmal wichtig, den Wiedereinzug der AfD in das Berliner Abgeordnetenhaus der 19. Wahlperiode finanziell zu garantieren, nachdem das eigentliche Aufbauwerk im Grunde schon abgeschlossen war.
Ich wollte – und dazu war die letzte Wiederwahl wichtig – im Superwahljahr 2021 alles tun, um diesen 3-fachen Wahlkampf (Bund, Land, Bezirke) finanziell optimal auszustatten und im Rahmen meines bewährten flexiblen Finanzmanagements auch operativ abzusichern. Das erforderte gerade im Wahlkampf permanenten täglichen Einsatz, damit „Nichts durch die Lappen geht“. Ich garantierte den Mitgliedern, dass es mit mir als Landesschatzmeister am Geld nicht scheitern werde und alles gemäß Recht und Gesetz ablaufen werde, ohne Pannen, ohne Skandal, ohne Spendenskandal! Hier zählte meine Routine und dafür stand ich mit meinem persönlichen Verantwortungsbewusstsein ein.
Dazu kam dann noch die von unserer Berliner AfD gerichtlich vor dem Landesverfassungsgericht erstrittene Wiederholungswahl 2023, ein neuerlicher Kraftakt ähnlicher Dimension. Beides ist gelungen. Auf dem Landesparteitag am 18. März 2023 konnte ich gut gelaunt und entspannt einen durch die Rechnungsprüfer letztlich unbeanstandeten finanziellen Rechenschaftsbericht 2021/2022 vorlegen, der mit Applaus und der Entlastung des Vorstands quittiert wurde. Mission completed!
Was im Vorfeld allerdings in mir arbeitete und wühlte, war im Grunde die Frage, warum willst Du das nach 10 Jahren ununterbrochen im Amt eigentlich jetzt nochmal machen? Was ist die eigentliche Herausforderung? Die Buchhaltung wird an eine Servicegesellschaft des Bundesverbands ausgelagert, es stehen erstmal keine – vom Landesverband finanziell abhängigen – Wahlen an, denn die Europawahl 2024 wird finanziell überwiegend vom Bundesverband getragen. Das Zusammenspiel Schatzmeister und Landesgeschäftsstelle ist institutionalisiert. Eigentlich läuft es.
Im Kontext dieser Überlegungen merkte ich, dass es jenseits des Sich-in-die-Pflicht-nehmen-lassens weniger eine positive Motivation für die erneute Kandidatur gab, sondern letztlich nur eine negative: den dafür vorgesehenen (Gegen-)Kandidaten zu verhindern! Den Kandidaten zu verhindern, der aus meiner Sicht eher weniger mit der Motivation antrat, Schatzmeister werden zu wollen, als vielmehr, mich politisch endlich aus dem Landesvorstand zu drängen, wie er das bereits bei der letzten Wahl 2021 als Rechnungsprüfer – erfolglos – versucht hatte. Als Anführer des „Hansel-muss-weg“ Lagers sollte ich ihm das nicht durchgehen lassen wollen und wusste auch genügend eigene Unterstützer hinter mir.
Nur: Hängt mein politisches Gewicht in der AfD an diesem Amt? Die mich beschäftigende Frage löste sich in mir insofern auf, als mir klar wurde, dass dies nicht so ist. Vielmehr waren und sind es meine Einlassungen in der politischen Debatte innerhalb und außerhalb der AfD und meine konsequente Haltung sowie mein klarer Blick auf die Gesamtpartei, den ich von Anfang an als Bundesgeschäftsführer entwickelt habe und der sich in den vielen bundesweiten Gremien, in denen ich am Aufbau der Partei mitarbeitete, stets erweiterte, als da waren Satzungskommission, Bundesprogrammkommission und Konvent.
Mein Wirken in der Partei und mein politischer Fußabdruck war und ist weniger durch die operative und administrative Tätigkeit als Landesschatzmeister geprägt (gewesen) als vielmehr durch mein Engagement, den zentralen positiven Kern der AfD zu markieren, damit die Partei bundesweit über den bisherigen „Wählerdeckel“ herauskommt. Das ist die eigentliche Herausforderung und die kann ich als Mandatsträger als Abgeordneter auch ohne das Amt wahrnehmen; jetzt sogar vielleicht noch intensiver als vorher. Mit der erneuten Wahl als Delegierter für den Bundeskonvent sehe ich mich für diese meine spezifische Rolle und wofür ich in der Partei stehe, als mit dem Vertrauen der Mitglieder gestärkt.
Bei meinen aufgrund meines alle überraschenden Kandidaturverzichts als Landesvorstand auf dem Parteitag enttäuschten Freunden möchte ich daher um Verständnis für diese instinktiv getroffene Entscheidung in der Hoffnung und Erwartung bitten, dass sie sich „vom Ende her gesehen“ als richtig erweisen werde. Denn der Mensch ist mehr als das Amt. Das gilt auch für mich.