Fünf Billionen € gegen die Realität - oder: Klimarettung als Aktivismus und Unterwerfung. Der Preis der politischen Feigheit
Als der Deutsche Bundestag 1990 den dritten Bericht der Enquete-Kommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“ veröffentlichte, war Klimapolitik noch naturwissenschaftliche Risikoabwägung – keine ideologische Mobilisierung. Die Kommission arbeitete interdisziplinär, frei von Alarmrhetorik, mit dem Anspruch nüchterner Verhältnismäßigkeit. Ihr zentraler Befund wirkt heute wie ein Fremdkörper im politischen Diskurs:
Nur rund vier Prozent der jährlich emittierten CO₂-Menge sind anthropogenen Ursprungs (S. 458 des Berichts der Enquete-Kommission). 96 Prozent stammen aus natürlichen Quellen – Ozeanen, Vegetation, Böden, Vulkanismus und Verwitterung. Der Mensch wurde damit als kleiner Zusatzfaktor in einem riesigen, selbstregulierenden Naturkreislauf beschrieben.
Zugleich formulierte die Kommission präzise: Nicht der menschliche Anteil als solcher ist das Problem, sondern sein dauerhafter Überschuss, der langfristig das Gleichgewicht verschieben kann. Dies war keine Leugnung, aber auch keine Apokalypse. Es war der Ansatz von Vorsorge, nicht von Zivilisationsumbau. Genau diese Differenzierung ist heute vollständig verschwunden.
Von der Vorsorge zur grünen Heilslehre
Aus einem begrenzten Zusatzfaktor ist ein umfassendes moralisches Schuldnarrativ entstanden. CO₂ gilt nicht mehr als Bestandteil eines natürlichen Kreislaufs, sondern als nahezu ausschließlich menschengemachtes Klimagift, dessen Bekämpfung eine totale Umgestaltung der Gesellschaft rechtfertigen soll.
Diese Radikalisierung wurde nicht aus der Wissenschaft heraus vorangetrieben, sondern aus einem militant gewordenen grünen Aktivismus, der längst nicht mehr zwischen physikalischem Risiko, technischer Machbarkeit und ökonomischer Tragfähigkeit unterscheidet. „Klimaschutz“ wurde vom Politikfeld zur weltanschaulichen Heilslehre, Kritik zur moralischen Abweichung, Zweifel zur Ketzerei.
Der entscheidende politische Bruch vollzog sich jedoch nicht bei den Grünen selbst – sondern dort, wo eigentlich das Korrektiv hätte sitzen müssen: bei CDU und SPD.
Die Unterwerfung der Volksparteien unter den Klimarettungszwang
Was in den 1980er- und 1990er-Jahren noch als grüne Ideologie galt, wurde, inittiert von Bundeskanzlerin Merkel, in den letzten fünzehn Jahren zur verbindlichen Staatsdoktrin. CDU und SPD haben den grünen Klimarettungsanspruch nicht nur übernommen – sie haben ihn administrativ, fiskalisch und rechtlich verabsolutiert.
Die CDU hat den energiepolitischen Systembruch mit dem Atomausstieg selbst eingeleitet und später jede ernsthafte Revision verweigert.
Die SPD hat den Klimaschutz in ein umfassendes Umverteilungs- und Steuerungsprojekt überführt – mit Subventionsstaat, Transformationsfonds, Verbotspolitik und sozialstaatlicher Abfederungsrhetorik.
Beide Parteien haben damit den grünen Aktivismus nicht gebremst, sondern in Gesetz, Haushalt und Verwaltungsvollzug gegossen. Der ideologische Anspruch wurde zur staatlichen Zwangsstruktur.
Klimapolitik ist heute kein Politikfeld mehr – sie ist zur übergeordneten Legitimationsform staatlichen Handelns geworden und bleibt es auch in der Kanzlerschaft von Friedrich Merz.
Die monetäre Eskalation: Die teuerste Politik der deutschen Geschichte
Diese ideologische Verabsolutierung schlägt sich in Zahlen nieder, die jede historische Dimension sprengen. Seriöse energieökonomische Schätzungen beziffern die Gesamtkosten der deutschen Energiewende bis zur angestrebten Klimaneutralität 2045 auf: 3,5 bis 5,0 Billionen Euro.
Diese Kosten entstehen durch:
den vollständigen Umbau der Stromerzeugung,
den massiven Netzausbau,
die Umrüstung der Wärmeversorgung,
die Elektrifizierung des Verkehrs,
den industriellen Wasserstoffpfad,
Speicher-, Reserve- und Backupsysteme,
sowie durch ein dauerhaftes staatliches Subventionsregime.
Allein der Netzausbau übersteigt inzwischen 600 Milliarden Euro, die kommunale Wärmeinfrastruktur weitere 500 Milliarden Euro. Industrie, Verkehr und Gebäude treiben die Kosten endgültig in die Billionen.
Für die Bürger bedeutet das eine reale Langzeitbelastung von 40.000 bis 50.000 Euro pro Kopf – für eine durchschnittliche Familie eine sechsstellige Summe.
Die ökonomische Disproportion: Billionen gegen real gemessene Schäden
Diesen Kosten stehen die real dokumentierten Klimaschäden gegenüber. Für die gesamte EU seit 1980 belaufen sie sich auf rund: 800 bis 850 Milliarden Euro in über 44 Jahren, also ca. 18 bis 20 Milliarden Euro pro Jahr für 27 Staaten. Selbst bei großzügiger Fortschreibung bis 2045 ergäben sich 400 bis 450 Milliarden Euro für ganz Europa.
Das bedeutet: Deutschland allein gibt ein Vielfaches dessen aus, was ganz Europa historisch an realen Klimaschäden getragen hat. Diese Relation ist ökonomisch nicht erklärbar – nur ideologisch. Die eigentliche Systemverwerfung wird nicht durch das Klima, sondern durch die politisch erzwungene Klimarettung ausgelöst:
dauerhaft hohe Energiepreise,
Abwanderung energieintensiver Betriebe,
Zerstörung von Wertschöpfungsketten,
explodierende Subventionslasten,
und eine schleichende Aushöhlung marktwirtschaftlicher Steuerung.
Deutschland verliert nicht seine industrielle Basis wegen steigender Temperaturen –
sondern wegen einer ideologisch fixierten und mittlerweile ins Grundgesetz hineingeschriebenen Hochkostenpolitik.
Klimapolitik als Kulturkampf gegen den politischen Realismus
Der entscheidende Punkt ist inzwischen nicht mehr nur ökonomisch, sondern kulturpolitisch: Klimapolitik hat sich zu einem Kulturkampf gegen den politischen Realismus absolutiert. Realismus bedeutet:
physikalische Relationen ernst zu nehmen,
Kosten in Relation zu Nutzen zu setzen,
industrielle Basis als Voraussetzung von Umweltpolitik zu begreifen.
Dieser Realismus wird heute als „klimafeindlich“ diffamiert. An seine Stelle tritt eine moralisch aufgeladene Politik der Maßlosigkeit, in der jede Grenze der Finanzierbarkeit als „unverantwortlich“, jede technologische Skepsis als „Rückschritt“ gilt.
Aus der Verbindung von vier Prozent anthropogenem Zusatzanteil, bis zu fünf Billionen Euro Umbaukosten, grünem Aktivismus als Staatsdoktrin und der Unterwerfung von CDU und SPD unter den Klimarettungszwang ergibt sich eine klare politische Realität:
Der politische Realismus ist aus dem gesamten etablierten Parteiensystem verschwunden. Er ist heute nur noch dort zu finden, wo Klimapolitik nicht als Heilslehre, sondern als Kosten-Nutzen-Frage behandelt wird – und das ist derzeit faktisch nur noch bei der AfD der Fall.
Nicht der Klimawandel ist zur größten Belastung der industriellen Stabilität Deutschlands geworden, sondern seine ideologisch entgrenzte Bekämpfung. Ein kleiner physikalischer Überschuss wurde zum Vorwand eines staatlich erzwungenen Zivilisationsumbaus, der Billionen verschlingt, industrielle Strukturen zerstört und jede ökonomische Verhältnismäßigkeit suspendiert.
Die wahre Zeitenwende ist daher nicht ökologisch, sondern politisch: Deutschland hat den Übergang von der Risiko- zur Erlösungspolitik vollzogen. Und dieser Übergang kostet – wirtschaftlich, gesellschaftlich und kulturell – ungleich mehr als jedes real gemessene Klimarisiko. Dieser Irrweg mus beendet werden!