Wie Reiche Deutschland arm macht – die CDU im Bann der Klimareligion
Die jüngsten Berichte der Übertragungsnetzbetreiber führen unmissverständlich vor Augen, was Fachleute seit Jahren anmahnen: Das deutsche Stromnetz läuft zunehmend an der Belastungsgrenze. Selbst die Netzbetreiber selbst geben inzwischen offen zu, dass es für bestimmte kritische Phänomene noch nicht einmal geeignete Monitoring-Techniken im großtechnischen Maßstab gibt. Auch die vielbeschworene „n+1“-Redundanz existiert in der Praxis vielerorts nicht. Die Realität ist klar: Wir betreiben unsere Netze „auf Kante genäht“. Jeder zusätzliche Stresstest – sei es durch Witterung, Importabhängigkeit oder einen Großausfall – könnte fatale Folgen haben. Dass die Politik diese Gefahren verdrängt und weiter ein rosiges Zukunftsbild der Energiewende zeichnet, ist ein Akt kollektiver Selbsttäuschung.
Strompreiszonen – der verdrängte Elefant im Raum
Ein weiterer Befund, der seit Jahren bekannt ist, bleibt politisch tabu: die künstliche Einheitlichkeit des Strompreises in Deutschland. Die Netze im Norden und Süden stehen unter völlig unterschiedlichen Lastbedingungen – die einheitliche Preiszone ist reine Ideologie, nicht Realität. Dass Wirtschaftsministerin Reiche dieses Thema nicht einmal erwähnt, ist kein Zufall. Eine offene Debatte würde sofort Widerstand aus den südlichen Bundesländern provozieren, wo man die industrielle Basis um jeden Preis vor höheren Stromkosten schützen will. Also bleibt alles beim politischen Verdrängungsspiel: lieber die Scheinwelt der Einheitspreise aufrechterhalten, als den strukturellen Konflikt offen auszutragen.
Momentanreserve – das ungelöste Problem
Das zentrale technische Problem der Energiewende heißt Momentanreserve. Ohne konventionelle Kraftwerke, die physikalisch durch rotierende Massen Stabilität ins Netz bringen, ist ein großflächiger Blackout nur eine Frage der Zeit. Erneuerbare Energien liefern diese Reserve schlicht nicht. Doch Reiche schweigt dazu. Stattdessen klammert sie sich an das Dogma von 80 Prozent Erneuerbaren – und rechnet sich die Welt schön, indem sie einfach einen geringeren Stromverbrauch unterstellt. Der Trick ist durchsichtig: Wer den Nenner verkleinert, lässt den Anteil der Erneuerbaren am Kuchen größer aussehen. Faktisch aber bedeutet diese Politik nichts anderes als Wachstumsverzicht und ein abruptes Abwürgen der Elektrifizierung von Industrie und Haushalten.
Schönwetterministerin im Kabinett Merz
Reiche präsentiert sich als politische Wendehalsin im besten Sinne des Wortes: Ihre Aussagen sind so weichgespült, dass jede Lobbygruppe das herauslesen kann, was sie hören möchte. Wo Subventionen gekürzt werden sollen, trifft es selbstverständlich die kleinen privaten Dachbetreiber, während die großen Solarparks der Energiekonzerne geschont bleiben. Wo unbequeme Reformen nötig wären – Strompreiszonen, Großkundentarife, Bandlastmodelle – herrscht betretenes Schweigen. Konfliktvermeidung ist das oberste Gebot. Reiche agiert damit nach dem neuen Stil der Merz-Regierung: rhetorisch flexibel, aber politisch folgenlos.
CO2-Abscheidung (CCS/CCU) – das Verschieben ins Irgendwann
Besonders durchsichtig ist Reiches neuer Lieblingskniff: die CO₂-Abscheidung und -Verpressung. Damit kann sie einerseits den Kohleeinsatz verlängern, andererseits den Grünen gegenüber klimadogmatisch anschlussfähig bleiben. Die Kostenexplosion wird ohnehin erst in Jahrzehnten sichtbar – lange nach ihrem Abgang aus dem Amt. Verantwortungsdiffusion als Regierungsprinzip: Man verkauft der Öffentlichkeit ein technisches Scheinheilmittel, das im Ernstfall niemand bezahlen kann oder will.
Importillusion und das Ende der europäischen Solidarität
Ein weiteres Tabu ist die importpolitische Illusion: Deutschland kann seine fehlende Grundlast nicht einfach aus Nachbarländern beziehen. Schon heute stoßen die Grenzkuppelleitungen an ihre Kapazität, und die europäischen Partner reagieren zunehmend gereizt, wenn Berlin versucht, seinen Netzstress nach außen zu exportieren. Am Ende schützt jedes Land seinen eigenen Strommarkt. Der Traum von einer „europäischen Energiewende“ erweist sich als Papiertiger, wenn die nationale Versorgungssicherheit gefährdet ist.
Energiewende als Placebo – die neue Staatsreligion
Hier tritt die eigentliche Dimension der Energiewende zutage: Sie ist längst nicht mehr Technik- oder Energiepolitik, sondern Zivilreligion. Wer sich den „Klimazielen“ verschreibt, entzieht sie dem Diskurs und behandelt sie als sakrosankt. Genau hier machen Merz und Reiche nahtlos da weiter, wo Rot-Grün aufgehört hat: Sie übernehmen die dogmatischen Vorgaben der Vorgängerregierung, ohne den Mut, die eigentliche Frage zu stellen – nämlich ob diese Ziele überhaupt erreichbar oder sinnvoll sind.
Die Energiewende wird damit zum rituellen Selbstzweck: Nicht Versorgungssicherheit, nicht Wettbewerbsfähigkeit, nicht Bezahlbarkeit stehen im Zentrum, sondern das symbolische Bekenntnis zum Klimadogma. Dieses Bekenntnis ersetzt rationale Politik. Wer es infrage stellt, gilt als Ketzer. Deshalb schweigen Reiche und Merz zu den realen Zielkonflikten – sie verweigern sich der offenen Auseinandersetzung, um die heilige Kuh „Klimaziele“ nicht zu schlachten.
Politik der Selbsttäuschung oder kognitive Dissonanz?
Am Ende bleibt die Frage: Handelt es sich bei der Energiewende noch um Politik – oder längst um ein Ritual kollektiver kognitiver Dissonanz? Offenkundig ist, dass die technischen Grenzen bekannt sind, die ökonomischen Kosten sichtbar werden, und die gesellschaftlichen Verwerfungen spürbar sind. Dennoch hält die politische Klasse unbeirrbar am Dogma der „Klimaziele“ fest. Was wir erleben, ist nicht rationales Regieren, sondern die Verabsolutierung einer Zivilreligion, die jede Kritik moralisch tabuiert und jeden Einwand zum Sakrileg erklärt.
Merz und Reiche unterscheiden sich damit im Kern nicht von ihren rot-grünen Vorgängern: Sie akzeptieren die Heilsversprechen der Klimareligion, vollziehen deren Rituale und verweigern sich der einzig notwendigen politischen Geste – dem klaren Bruch mit diesem Dogma. Politik reduziert sich damit auf die Verwaltung der Illusion: Rechentricks ersetzen Strategie, Symbolpolitik tritt an die Stelle von Realitätssinn.
Eine echte Wende wäre nur möglich, wenn der Mut bestünde, die Klimareligion selbst in Frage zu stellen: ihre theologischen Züge, ihre immunisierende Struktur, ihren repressiven Umgang mit Kritik. Erst wenn dieser Schritt getan ist, kann man wieder zu einer Energiepolitik zurückfinden, die sich an den klassischen Maßstäben von Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand orientiert. Alles andere bleibt ein selbstzerstörerisches Schauspiel der Selbsttäuschung – ein Placebo, das die Gesellschaft schwächt, statt sie zu stärken.