In der deutschen Parteienlandschaft nimmt die sich noch so nennende Christlich Demokratische Union eine paradoxe Rolle ein: Sie tritt rhetorisch als Vertreterin konservativer Interessen auf, betreibt aber faktisch eine Politik, die sich in wesentlichen Punkten an den kulturrevolutionären Leitlinien der rot-grünen Hegemonie orientiert. Diese Doppelstrategie stabilisiert bewusst oder unbewusst den bestehenden Machtblock – und wirkt als Barriere gegen jede echte politische Alternative von rechts.
Mit der Energiewende, der Grenzöffnung 2015, der Ausweitung des Genderdiskurses und der Entkernung des Begriffs “Nation” hat die Merkel-CDU zentrale Begriffe und Positionen des linken Spektrums internalisiert. Sie wurde zum Transmissionsriemen grüner Weltbilder – aber mit schwarzer Verpackung – wie es dann auch Friedrich Merz unmittelbar vor der Bundestagswahl mit seinem AfD-Abstimmungstheater im Kontext des Migrationsbegrenzungsantrags exemplarisch im Sinne eines So-tun-als-ob vorgeführt hat. Gerade diese Tarnkappe, die sich hier hinterher als tatsächliches Wahlbetrugsmanöver herausgestellt hat, ist es, die sie für das System so wertvoll macht: Sie neutralisiert den Widerstand derer, die eigentlich nach einer konservativen Wende bzw. eine Politikwende verlangen.
In diesem Sinne funktioniert die CDU wie eine politische Köderfigur. Sie macht keine konservative Politik mehr, sondern ist stabilisierender Teil des postnationalen linken Machtblocks. Die konservative Rhetorik dient als Beruhigungsmittel, während die faktische Politik in Richtung grüner Gesellschaftsveränderung marschiert.
Die berühmte „Brandmauer“ zur AfD spielt dabei eine zentrale Rolle. Die demonstrativ-gereizte Abgrenzung dient weniger einer moralischen Selbstversicherung. Vielmehr ist diese „Ausschließeritis“, die in trautem Block mit SPD, Grünen und sogar Linken praktiziert wird, Ausdruck eines tiefenpsychologischen Mechanismus: Eine Art un(ter)bewusst bei den aktuellen Führungskadern der Union verdrängter Selbsthass wird nach außen hin auf die AfD wegdelegiert. Dieser resultiert daher, dass die CDU letztlich nie vollzogen hat, was Helmut Kohl einst als „geistig-moralische Wende“ versprochen hatte. Stattdessen ergab sie sich in den 80ern dem linken Zeitgeist – und ermöglichte so erst die Ära Merkel.
Die pathologische AfD-Abwehr der CDU ist daher weniger Ausdruck inhaltlicher Differenz, als vielmehr der Versuch, verdrängte Schuld von sich weg, nach außen auf die AfD hin zu externalisieren. Die Brandmauer ersetzt in der CDU das brennende Feuer der nicht stattfindenden moralischen Auseinandersetzung mit sich selbst.
Wenn gesagt oder unterstellt wird, die AfD verachte die CDU oder wolle sie zerstören, so trifft das nicht. Es geht der AfD nicht darum, die CDU zu vernichten – vielmehr erledigt sie das selbst, wenn sie ihren Kurs weiter beibehält. Die CDU droht dann, zu einer deutschen Variante der italienischen „Democrazia Cristiana“ zu werden: politisch bedeutungslos und überflüssig.
Die eigentliche Aufgabe der AfD ist Aufklärung: Sie muss und will den Wählern zeigen, dass hinter der konservativen Rhetorik der CDU keine echte Substanz mehr steckt. Dass dies manchmal mit scharfem Ton, Ironie oder Sarkasmus geschieht, ist auch Ausdruck und Reflex der politischen Eskalation, auf die sie nur reagieren kann – sollte aber nicht mit Verachtung verwechselt werden.
Die AfD hält der CDU einen unbequemen Spiegel vor – und hofft, dass die Wähler erkennen, dass hinter der Als-ob-Rhetorik keine echte konservative Substanz mehr steckt: Wer einen echten politischen Kurswechsel will, muss sich von der Illusion verabschieden, dass die CDU dafür noch ein verlässlicher Partner sei. Sie ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems – ein rhetorisches Requisit der Macht, nicht deren Alternative.
Die AfD richtet ihre Ansprache deshalb auch nicht an die Parteispitze der Union, sondern an deren Noch-Wählerschaft. Es geht nicht darum, mit den aktuellen Funktionären Kompromisse zu suchen, sondern deren Tarnkappe zu zerreißen und so die Illusion konservativer Repräsentation zu beenden. Und je weiter die CDU dadurch in der Wählerbasis schrumpft, desto wahrscheinlicher wird der innerparteiliche Aufstand aus der verbliebenen konservativen Restbasis der zweiten und dritten Funktionärsebene, die dann den Kurswechsel erzwingt – notfalls durch offenen Bruch, Wechsel oder Übertritt. All das dürfte zunächst im Osten der Republik beginnen. Und für diesen Zeitpunkt muss echtes Vertrauen und Zutrauen in die AfD aufgebaut sein. Verachtungs- oder Zerstörungsrhetorik wäre dafür fehl am Platz. Der entscheidende Kampf um den ersehnten Politikwechsel entscheidet sich nicht in Talkshows oder Parteitagen, sondern im Kopf und Herzen derer, die ihre Hoffnung auf die Union verloren haben. Diese nicht zu enttäuschen, sondern für sich zu gewinnen – das ist die Aufgabe der AfD – und ihre historische Chance.





