Primärenergieträger: Bröckelnde Grundlagen
Die Versorgung mit Primärenergieträgern wie Kohle, Gas und Öl ist in Deutschland formal weiterhin gewährleistet. Doch das Fundament dieser Versorgungssicherheit ist brüchig. Der politisch forcierte Ausstieg aus Kohle und Kernkraft hat die Bandbreite der verfügbaren Optionen massiv eingeschränkt. Die Möglichkeit, bei Engpässen einfach auf andere Primärenergieträger auszuweichen, ist faktisch illusorisch: Infrastruktur, Logistik und wirtschaftliche Rahmenbedingungen stehen dem entgegen.
Besonders die Abhängigkeit von Erdgas ist riskant. Zwar gibt es Importe, unter anderem LNG-Lieferungen, mutmaßlich aus den USA und Russland, doch die Importmengen sind gering und die Versorgung bleibt volatil. Die geopolitische Lage – insbesondere die drohende Blockade der Straße von Hormus infolge kriegerischer Eskalationen im Nahen Osten – verschärft diese Unsicherheit zusätzlich. Transportwege verlängern sich, Tankerflotten werden gebunden, Importkapazitäten sinken.
Gasspeicher und Marktversagen
Die Füllstände der deutschen Gasspeicher liegen derzeit bei rund 47 % (Stand Mitte Juni) und steigen seit Ende April nur langsam. Selbst bei optimistischer Betrachtung wird Deutschland bis Ende September voraussichtlich maximal 80 % erreichen – ein Niveau, das im Winter nicht ausreichen wird. Ohne substanzielle Nachspeicherungen im vierten Quartal droht spätestens im Februar eine Gasmangellage.
Auktionen wie für den Speicher Breitbrunn sind gescheitert, weil sich keine Akteure fanden, die bereit waren, Gas einzuspeichern. Auch der große Speicher in Rehden bleibt unterausgelastet. Grund hierfür sind nicht mangelnde Speicher- oder Transportkapazitäten oder ein Gasengpass am Weltmarkt, sondern ein Marktversagen: Finanzschwache Versorger und fehlende Anreize führen dazu, dass dringend notwendige Vorsorge unterbleibt.
Raffinerien und Ölversorgung
Die Versorgungslage bei Öl und Ölprodukten ist gemischt. Heizöl und Schiffsdiesel auf Basis von Brent-Öl gelten als gesichert. Die Versorgung mit Benzin und Diesel ist hingegen riskant, da Raffinerien wie das PCK Schwedt weiterhin auf russisches Erdöl ausgerichtet sind und die notwendigen Umrüstungen bislang nicht vollzogen wurden. Auch die Raffinerie- und Verarbeitungsindustrie ist damit anfällig für geopolitische Störungen und politische Fehlentscheidungen.
Stromversorgung und NetzinfrastrukturRaffinierien
Die Stromversorgung ist gegenwärtig formal stabil, doch die Sicherheit ist zunehmend abhängig von technischen Notbehelfen wie erhöhter Momentanreserve und Regelleistung. Nach dem „Spainout“ wurden diese Maßnahmen verstärkt, um die wachsende Instabilität auszugleichen. Der Netzausbau hinkt der politischen Planung hinterher; Großprojekte wie die „Kabelvertikale Süd“ oder nordöstliche Anbindungen werden erst in den 2030er Jahren Wirkung entfalten. Besonders in Regionen wie Oranienburg, Marzahn und Spandau ist das Netz überlastet.
Die grenzüberschreitenden Stromkapazitäten – etwa Richtung Polen – schrumpfen. Der europäische Verbundgedanke wird ausgehöhlt, während Deutschland auf wetterabhängige volatile Erzeugung setzt. Bei einem Gasmangel wäre ein kurzfristiges Umschwenken auf Braun- und Steinkohle technisch möglich, aber klimapolitisch unerwünscht.
Schlussfolgerung: Energiewende am Ende ihrer Illusionen
Die sogenannte Energiewende ist in ihrem zentralen Anspruch – die Sicherstellung einer preiswerten, stabilen und nachhaltigen Energieversorgung – krachend gescheitert. Statt Versorgungssicherheit hat sie ein hochgradig fragiles, teures und abhängiges System geschaffen. Die technischen und ökonomischen Realitäten zeigen klar: Alle von ökosozialistischen Klimaaktivisten – gleich welcher parteipolitischen Couleur – geforderten Fristenverkürzungen zur Erreichung einer angeblich „klimaneutralen“ Dekarbonisierung werden an den harten Realitäten und den finanziellen Grenzen scheitern.
Deutschland braucht jetzt ein Umsteuern: Weg von ideologischen Wunschvorstellungen, zurück zur technischen Vernunft. Die Revitalisierung der Kernenergie, die Stärkung grundlastfähiger Erzeugung und ein realistisch ausgelegter Netzausbau müssen die Grundlagen einer neuen Energiepolitik bilden – wenn das Land seine Wettbewerbsfähigkeit und seine industrielle Basis nicht dauerhaft verlieren will. Bisher will das offenbar allein die AfD.





