Atomstrom – der teuerste Strom? Eine Abrechnung

Frank-Christian Hansel

Es wird von Kernkraftgegnern und Grünen-Pressemitteilungen mmer gerne gesagt: Atomstrom sei der teuerste Strom – riskant, veraltet, unbeherrschbar und ökonomisch untragbar. Doch wie so oft in der energiepolitischen Debatte lohnt es sich, genau hinzuschauen und die Fakten sprechen zu lassen. Wer nüchtern auf Baukosten, Betriebskosten, Entsorgung und Versorgungssicherheit schaut – insbesondere im Lichte der neuesten Reaktorgenerationen – kommt zu einem klaren evidenzbasierten Schluss: Atomkraft ist nicht teuer, sondern unter den gegebenen Rahmenbedingungen sogar die rationalste Form der Energieerzeugung.

Zugegeben: Der Bau großer Atomkraftwerke ist kapitalintensiv. Projekte wie Flamanville oder Hinkley Point C kosten Milliarden und leiden unter politischen Auflagen, Bürokratie und öffentlichen Widerständen. Doch entscheidend ist nicht der absolute Baupreis, sondern die Stromgestehungskosten über die gesamte Lebensdauer – die sogenannten Levelized Cost of Electricity (LCOE). Ein modernes Kernkraftwerk liefert über 60 bis 80 Jahre konstant Strom, ohne dass Windstille, Nacht oder geopolitische Gaskrisen den Betrieb gefährden. Rechnet man die hohen Baukosten über diese lange Zeitspanne und setzt sie ins Verhältnis zur enormen Strommenge, ergibt sich ein anderes Bild: Die LCOE liegen bei modernen Reaktoren der Generation III+ bei 50 bis 90 Euro pro Megawattstundevergleichbar mit Windstrom an Land (50–70 €/MWh) und nur leicht über günstiger Freiflächen-Photovoltaik (40–60 €/MWh). Entscheidend ist: Diese Zahlen gelten bei Atomkraft für grundlastfähigen, steuerbaren Strom, während Wind und Solar wetterabhängige Zufallsstromquellen sind.

Noch deutlicher wird der Unterschied bei den Betriebskosten. Atomkraftwerke sind äußerst wartungsarm, benötigen wenig Personal und verbrauchen einen minimalen Brennstoffanteil – denn Uran ist hochkonzentrierte Energie. Ein Gramm Uran ersetzt etwa drei Tonnen Steinkohle. Die Verfügbarkeit liegt bei über 90 %, während Windanlagen in Deutschland im Schnitt nur 20–25 % erreichen. Atomstrom ist planbar, stabil und weitgehend unabhängig vom Weltmarkt – ein Souveränitätsfaktor, den man in Zeiten geopolitischer Instabilität nicht hoch genug bewerten kann.

Und was ist mit der Entsorgung? Auch hier lohnt der zweite Blick. In über 60 Jahren deutscher Kernkraftnutzung sind rund 27.000 Kubikmeter hochradioaktiver Abfall angefallen – das passt in ein einziges Industriegebäude mittlerer Größe. Gleichzeitig produziert die deutsche Chemieindustrie jährlich über sechs Millionen Tonnen Sondermüll, teils ebenso toxisch, aber ohne großes Medienecho. Länder wie Finnland zeigen mit Projekten wie dem Endlager Onkalo, dass sichere Entsorgung technisch längst lösbar ist – nur in Deutschland wird weiter symbolpolitisch blockiert. Moderne Reaktoren, insbesondere der vierten Generation, gehen sogar noch weiter: Sie können bestehende Abfälle wiederverwerten oder langlebige radioaktive Isotope in kurzlebige umwandeln – durch sogenannte Transmutation. Die oft behauptete „Jahrtausendlast“ ist kein physikalisches Problem, sondern ein politisches Dogma.

Besonders vielversprechend sind die Small Modular Reactors (SMR) – eine neue Klasse kompakter, standardisierter Reaktoren mit Leistungen zwischen 50 und 300 Megawatt. Sie werden in Serie gefertigt, lassen sich dezentral installieren und benötigen keine jahrzehntelangen Bauprojekte. Ihre Sicherheit basiert auf passiven Systemen, die Unfälle physikalisch verhindern – nicht nur technisch regulieren. SMRs können in Industrieparks, auf ehemaligen Kohlekraftwerksstandorten oder sogar für Fernwärme und Wasserstoff eingesetzt werden. Staaten wie Kanada, Tschechien, Polen, Rumänien, die USA und Saudi-Arabien investieren massiv in diese Technologie. Deutschland hingegen hat sich mit ideologischem Furor ins energiepolitische Abseits manövriert.

Und genau hier liegt der eigentliche Skandal: Die oft beschworene „billige Erneuerbare Energie“ ist nur auf dem Papier billig – in der Realität verlangt sie eine vollständige Parallelstruktur, um überhaupt versorgungssicher zu sein. Denn wenn Windräder stillstehen und die Sonne nicht scheint, braucht es Backup-Kraftwerke, Stromimporte, Batteriespeicher, grünen Wasserstoff und ein massiv ausgebautes Übertragungsnetz. All das kostet – nicht einmal versteckt, sondern ganz konkret: 7 bis 8 Milliarden Euro jährlich mussten allein in den letzten beiden Jahren laut Bundesnetzagentur für Netzstabilisierung, Redispatch-Maßnahmen und Abregelungen von Überschussstrom ausgegeben werden. Geld, das nicht in den Strompreis eingepreist ist, sondern von Verbrauchern und Steuerzahlern über Umwege getragen wird. Wer also sagt, Wind- und Solarstrom seien billig, muss ehrlicherweise hinzufügen: Nur, weil jemand anderes für die Speicher, die Reservekraftwerke und den Netzumbau zahlt.

Der Unterschied ist einfach: Ein Kernkraftwerk braucht keine Parallelstruktur, keine Netzspezialmaßnahmen, keine Speicher – es liefert einfach Strom, planbar und konstant. Der angeblich teure Atomstrom ist in Wahrheit der ehrlich kalkulierte Strom. Der „billige grüne Strom“ ist eine Illusion, die sich nur durch Subventionen, Schattenhaushalte und politisch gewollte Marktverzerrung halten lässt, oder deshalb einfach: eine Lüge!

Am Ende ist es eine Frage der Rationalität:

Will man ein preiswertes Energieversorgungssystem, das funktioniert – oder eines, das nur auf dem Papier gut aussieht? Will man bezahlbare Grundlast oder wetterabhängige Hoffnung?

Mit einem Wort: Will man Klimasozialismus oder technische Vernunft? Wer all das ehrlich beantwortet, muss anerkennen:

Atomstrom ist nicht teuer – teuer ist der Verzicht auf ihn. Und den gibt es nur mit der AfD!